Die Weihnachtszeit in ihrem eigentlichen christlichen Sinn will in unseren Herzen auch in diesem Jahr etwas bewegen und bewirken. Sie will einen Glanz in unseren Herzen zurücklassen. Die lieblichen Klänge der Weihnachtslieder können wohl Stimmung machen, doch wirklich Weihnachten kann es nur werden, wenn es sich in unseren Herzen ereignet und im menschlichen Miteinander. Da wird es Weihnachten bei uns, wenn in uns das Glaubenslicht glüht, der Glaube an Jesus, den vielgeliebten Sohn des himmlischen Vaters.
In einem nächtlichen Gespräch mit Nikodemus fasste Jesus zusammen, was als Geheimnis hinter seiner Person steht:
„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet… Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind“ (Joh 3, 16-21).
Stehen im Licht der Wahrheit
Wie kommen wir zum Licht, wie kommt die Menschheit aus der Dunkelheit des Bösen zum Licht der Wahrheit? Das ist die Frage, die die Religionen umtreibt. Wie wichtig der Dialog zwischen den Religionen ist, wurde uns im vergangenen Jahr angesichts der verfolgten und getöteten Christen wieder vor Augen geführt. Denn es geht nicht nur darum, den anderen zu verstehen und das Gegenüber nicht in Frage zu stellen. Es geht zutiefst bei der gemeinsamen Suche um die Annäherung an die Wahrheit. Davon sprach Papst Benedikt XVI. in seiner letzten Weihnachtsansprache an das Diplomatische Corps am 21. Dezember 2012. Er wünschte, dass der Christ im Dialog mit anderen „das große Grundvertrauen habe, ja, die große Grundgewissheit, dass er ruhig ins offene Meer der Wahrheit hinausfahren könne, ohne um seine Identität als Christ fürchten zu müssen. Gewiss, wir haben die Wahrheit nicht, aber sie hat uns: Christus, der die Wahrheit ist, hat uns bei der Hand genommen, und wir wissen auf dem Weg unseres Ringens um Erkenntnis, dass seine Hand uns festhält. Das innere Gehaltensein des Menschen von der Hand Christi macht uns frei und zugleich sicher. Frei – wenn wir von ihm gehalten sind, können wir offen und angstlos in jeden Dialog eintreten. Sicher sind wir, weil er uns nicht loslässt, wenn wir nicht selbst uns von ihm lösen. Mit ihm eins stehen wir im Licht der Wahrheit.“
Maria – Vorbild und Mutter
Was wir brauchen, um bei ihm zu bleiben, so fährt Papst Benedikt fort, ist die hörende Bereitschaft für die Nähe Gottes, innerlich auf der Suche zu bleiben und so unterwegs zum Herrn zu sein. Vorbild für diese hörende Bereitschaft ist Maria, die Mutter des Herrn. Sie hat in Betlehem den Erlöser geboren. Ihre bleibende Aufgabe ist es, die Mutter aller derer zu sein, die zu Christus gehören. Diese Aufgabe hat Maria auch für die heutige Zeit, das war die tiefste Überzeugung Pater Kentenichs. Sie hat den Heiland in Betlehem geboren, sie will ihn auch neu gebären heute von den Schönstattheiligtümern aus. Hier nimmt sie alle an, die sich ihr anvertrauen und sorgt, dass sie ihrem Sohn ähnlich werden, standfeste, frohe Christen.
Mein Herz – deine Krippe
Bitten wir die Gottesmutter in dieser Weihnachtszeit immer wieder, dass sie uns ihr göttliches Kind schenken möge, so dass der Glanz des göttlichen Kindes unser Leben im neuen Jahr prägen kann. Pater Kentenich betete am Weihnachtsfest 1928:
„Mutter, schenke mir dein Kindlein. Nimm als Wiege nicht den kalten öden Stall, nimm doch mein Herz. Mein Herz ist ein wenig geschmückt. Es sehnt sich nach deinem Kind.
Mein Herz soll seine Wiege sein. Mutter, schenke uns doch allen heute dein Kind. Und wir versprechen dir, in unserm Herzen soll es warm gebettet sein. Wir versprechen dir: Wir wollen es ähnlich lieben und begrüßen, wie du es getan hast. Du knietest anbetend vor deinem Kind. Ich knie anbetend vor demselben Kinde in meinem Herzen.
Du weihtest ihm alle Affekte deines Herzens, schenktest ihm Liebe, schenktest ihm Opferkraft. Alle diese Tugenden, alle diese Affekte will ich ihm auch heute schenken. Und ich will all mein Leid, alle meine Schuld in das Herz dieses kleinen
Kindes hineingießen. Künftig bin ich dann nicht mehr allein. Nicht ich trage mich, das Kind trägt mich. … Mutter, schenke uns allen heute von neuem mit deinem Kinde auch eine innige, warme, leidenschaftliche Liebe zu ihm … Maria mit dem Kinde lieb uns allen deinen Segen gib. Amen.“
(Der Impuls ist eine gekürzte und leicht geänderte Fassung eines Beitrags im Weihnachtsbrief der Schönstätter Anbetungsschwestern)