29.01.2018

Salz und Engel sein – jeden Tag

Peter Abgottspon, Schweiz

In der schweizer „Rhonezeitung“ veröffentlichte der Journalist Peter Abgottspon am 21.Dezember 2017 ein Porträt über Sr. M. Angeline Duvoisin und ihre Arbeit für das Projekt Pilgerheiligtum. Hier lesen Sie den Beitrag in leicht gekürzter Fassung:

Seit einigen Jahren lebt Schwester M. Angeline (42) in Brig. Ein Porträt über eine aktive Persönlichkeit, welche «im Aussendienst tätig ist», wie sie sagt.

Die Kleidung ist dunkelbau und ihr Markenzeichen eine silberne Brosche mit Maria und Jesus. Je nach Tätigkeit kleiden sich die Schönstätter Marienschwestern aber auch bürgerlich und werden nicht als Schwestern erkannt. Für sie sei das Tragen der Kleidung wichtig, sagt Sr. M. Angeline. «Damit entstehen in der Öffentlichkeit spannende und interessante Begegnungen, welche anregend sein können.» Solche Erfahrungen macht sie seit zwanzig Jahren. Denn so lange ist sie schon Marienschwester.

Schon früh Signale erkannt

Mit bürgerlichem Namen Catherine Duvoisin, wächst sie mit zwei Geschwistern auf. Als Kind kommt sie in Kontakt mit der Schönstatt-Bewegung. Mit 14 Jahren erkennt sie erste Signale ihrer späteren Berufung. «Ich konnte mir gut vorstellen, eines Tages einen sozialen Weg zu beschreiten», sagt sie. Dass sie die kaufmännische Lehre im Spital macht, ist kein Zufall. Zu einer Beziehung kommt es in all den Jahren nie. «Ich hatte wohl zu hohe Ansprüche», sagt sie. Auch wenn Beziehung und Familie wertvoll sein kann, habe es für sie «mehr» gegeben. «Ich spürte tief in mir immer etwas anderes, etwas Spezielles.» Um mehr darüber zu erfahren, nimmt sie sich nach einigen Jahren Tätigkeit im Spital bewusst Zeit und macht eine schöpferische Pause. Sie reist herum, engagiert sich bei sozialen Projekten und wartet auf eine göttliche Bestätigung. «Lieber Gott, wenn du etwas anderes als diesen Weg mit mir vorhast, musst du mir das zeigen», habe sie gebetet. Gott lässt nicht locker. Es kommen andere Signale. Nach der Probezeit bei den Marienschwestern wird aus Catherine Duvoisin Schwester Maria Angeline. Die Reaktionen aus ihrem Umfeld fallen unterschiedlich aus. «Meine Nachbarin hatte deswegen schlaflose Nächte», sagt sie lächelnd. Aber im Grossen und Ganzen sei der Entscheid positiv aufgenommen worden.

Aufgabe im «Aussendienst»

Seit mehreren Jahren lebt sie mit acht Mitschwestern im Haus Schönstatt in Brig. Sie arbeitet für das internationale Projekt Pilgerheiligtum. Sie ist unterwegs als Ansprechperson für die französisch, spanisch und portugiesisch Sprechenden in der Schweiz und für Frankreich. Beim Projekt geht es um sieben bis zehn Familien, welche einen «Kreis» bilden. Das Bild von Jesus und Maria ist innerhalb dieser Gruppe unterwegs. Eine Familie bringt es der nächsten. Mit dem monatlichen Kommen und Gehen der pilgernden Gottesmutter entsteht ein Rhythmus, der dem oft hektischen Alltag «Seele» geben kann. Zudem verbindet Maria Menschen jeden Alters und in jeder Lebenssituation. Diese Aufgabe bringt mit sich, dass sie an manchen Tagen bis zu 100 E-Mails zu bearbeiten hat. Da sei gutes Zeitmanagement wichtig. «Manchmal gehe ich es aber auch ruhiger an und lasse meine Agenda von der Vorsehung Gottes bestimmen», sagt sie. Dann zieht sie sich zurück für ein Gebet oder nimmt sich Zeit für ein Gespräch.

Tägliche Mission

Sie befürwortet die Trennung von Kirche und Staat. «Wo Geld fliesst, wächst nicht zwangsläufig Glaube», ist sie überzeugt. Das bestätigen ihre Erfahrungen in Frankreich, wo beides getrennt sei. Dort würden die Menschen in Glaubensfragen mehr von sich aus aktiv. Um überzeugt zu glauben, brauche es Argumente und inneres Feuer. «Ungesalzene Kartoffeln nähren zwar, schmecken aber nicht und machen auch nicht unbedingt Appetit auf mehr.» Darum möchte sie bei ihrer täglichen Mission das Salz sein. Sie will den Menschen helfen, ihren Lebenssinn zu finden. Genau wie es die Engel als Botschafter machen. Darum entschied sie sich, den Namen „Angeline“ anzunehmen. «Angeline stammt aus dem Französischen und bedeutet Engel», sagt sie strahlend. Engel seien Botschafter zwischen Gott und den Menschen. «Ein solcher möchte ich auch sein.»

Peter Abgottspon, Rohnezeitung, Kanton Wallis, Schweiz, 21. Dezember 2017, (leicht gekürzt und Titel geändert)