Emilie Engel
Mater ter admirabilis
Biographische Notizen
* 6. Februar 1893 in Husten, Sauerland,
† 20. November 1955 in Koblenz-Metternich.
Emilie Engel gehörte zur ersten Frauengruppe, die sich am 16. April 1925 durch eine feierliche Weihe ganz für die Sendung Schönstatts zur Verfügung stellte.
Am 1. Oktober 1926 berief der Gründer sie zur Mitgründerin des Institutes der Schönstätter Marienschwestern.
Sie war Lehrerin, Mitglied des Apostolischen Frauenbundes, Marienschwester, Mitglied der Generalleitung, Erzieherin und Provinzoberin.
Ihr Seligsprechungsprozess wurde am
12. Oktober 1999 in Trier eröffnet, am
10. Mai 2012 hat Papst Benedikt XVI. durch ein Dekret ihren heroischen Tugendgrad anerkannt.
Spiritueller Weg
Aufgewachsen in einer intakten Bauernfamilie im Sauerland, war Emilie Engel als Lehrerin im Ruhrgebiet tätig und hochgradig sozial engagiert. Als junge Lehrerin kam sie 1921 fast zufällig mit Schönstatt in Kontakt. Das veränderte ihr Leben entscheidend. Im Rückblick bekannte sie: „Ich wusste ja noch nicht, dass die Gottesmutter mich gezogen und geführt hatte, um mir hier an dieser Gnadenstätte aus großen Seelennöten herauszuhelfen, in denen ich schon so oft zu ihr um Hilfe gefleht hatte; ich ahnte ja noch nicht, dass ich hier in eine Schule eintrat, in der ich meine wahre Lebensaufgabe erkennen und für dieselbe vorbereitet werden sollte“ (1925).
Unter der Führung von P. J. Kentenich fand sie aus ihrer Gottesangst heraus und wirkte verantwortlich mit am Aufbau der laikalen Gemeinschaft des Schönstatt-Frauenbundes. 1926 wurde sie vom Gründer zur Mitgründerin der damals völlig neuartigen religiösen Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern berufen.
Nicht nur äußerlich stellte sie ihr Leben radikal in den Dienst Schönstatts, auch für ihren spirituellen Weg durch alle Höhen und Tiefen orientierte sie sich ausschließlich an den Weisungen und der Führung P. Kentenichs. Das Heiligkeitsideal wird zum leuchtenden Stern ihres Lebens: „Ich möchte mich in besonderer Weise für das Heiligwerden aller verantwortlich fühlen … denn dann wird von unserer Gemeinschaft aus eine Heiligkeitsatmosphäre sich verbreiten über die ganze Apostolische Bewegung, über die ganze Kirche, über die ganze Welt“ (1927).
P. J. Kentenich berief Schw. M. Emilie in den Generalrat der Gemeinschaft und vertraute ihr die Erziehung des jungen Nachwuchses an. Trotz ihrer schweren Tbc-Erkrankung ernannte er sie zur Provinzoberin. Schw. M. Emilie war eine Frau, deren Jugend von Krisen und seelischer Not geprägt war – und die daran nicht zerbrach, sondern empor wuchs zu einem kindlichen Geborgensein in Gott, zu einer gelösten Verantwortlichkeit für sich und andere.
Ihr Leben wurde nach den Worten von P. J. Kentenich ein Zeugnis der barmherzigen Vaterliebe Gottes, und für die Richtigkeit und Brauchbarkeit der Schönstattspiritualität, die zur Formung freier, starker Persönlichkeiten fähig ist. Schw. M. Emilie kann den heutigen Menschen ein Ideal von Heiligkeit zeigen, dass nichts zu tun hat mit Perfektionismus, sondern in dem Fehler, Bruchstellen und Schwächen zum Sprungbrett werden in die Arme der „unendlich barmherzigen Vaterliebe“.
Beziehung zu P. J. Kentenich
Schon kurz nach der ersten Begegnung mit P. J. Kentenich bat Emilie Engel ihn, sich ihrer als Seelenführer anzunehmen. Da er gerade sein 35. Lebensjahr vollendet hatte, das er sich als Grenze für Frauenseelsorge gesetzt hatte, sagte er zu.
Aus einer umfangreichen monatlichen Korrespondenz wird erkennbar, was P. J. Kentenich im Rückblick auf ihr Leben zusammenfasste und damit seine eigene Rolle charakterisierte:
„Führerweisung und Führergebundenheit spielen seit 1921 im Leben der Verstorbenen eine große, eine überragende, eine ausschlaggebende Rolle.“
„Verhältnismäßig schnell und tief werden sie von ihr als organische Vaterweisung und als organische Vatergebundenheit empfunden, bejaht und verwirklicht. Organische Vatergebundenheit verbindet diesseitige und jenseitige Vaterschaft ideen-, gesinnungs- und lebensmäßig zu einer organischen Ganzheit. Sie ist – nebst geheimnisvoll wirkenden Gnadenkräften – der Schlüssel zum vollen Verständnisse ihres Lebens. Sie war ja auch das Mittel, dessen sich Gottes Vatergüte und Vaterweisheit bediente, um sie vor der drohenden Katastrophe körperlich-seelischen Zusammenbruches zu bewahren und sie zum Gipfel des Vollkommenheitsberges emporzuführen. Ist – ganz allgemein gesprochen – durchweg ein Rückschluss von der Wirkung auf die Ursache berechtigt und gestattet, so darf und muss man auch hier auf eine überaus gesunde Führung zurückschließen“ (1955).
Unerschütterlich vertraute Emilie der Führung P. J. Kentenichs, ging den Weg zur ganzen Hingabe und Heiligkeit wie ein Kind an der Hand des himmlischen Vaters. In Treue hielt sie sich an alle seine Weisungen, auch wenn sie ihn in den letzten Jahren ihres Lebens nicht mehr persönlich fragen konnte. „Lasst uns nie vergessen, was alles wir Herrn Pater zu verdanken haben …“, sind ihre Abschiedsworte an die Schwestern ihrer Provinz.
„Gepriesen sei die göttliche Vorsehung in meinem Leben. Verherrlicht seien die Erbarmungen Gottes und der Gottesmutter! In alle Ewigkeit will ich das Loblied barmherziger Vater- und Mutterliebe singen – ein Lobopfer der Barmherzigkeit sein … Herrn Pater darf ich jetzt noch keine Grüße senden lassen, aber ich werde ihm aus der Ewigkeit nahe sein – und mich dankbar erzeigen, soviel es mir der liebe Gott ermöglicht“ (1955).
Schw. Emilie verkörperte am Ende Ihres Lebens das Ideal einer Schönstattheiligen, den Typ einer Frau, wie der Gründer ihn in einem Brief aus dem Gefängnis 1942 prägnant charakterisierte, und was in der Beerdigungsansprache aufgegriffen wurde: „Es gibt nichts, was Gott so ähnlich ist, wie eine edle Frau, die in edler Gelockertheit und schlichtem gotterfüllten Selbstbesitz diesen Geist der gezähmten Freiheit ihr eigen nennt, eine Marienschwester, eine Schwester der lieben Gottesmutter, wie ich sie gern der Kirche schenken möchte.“
Diese Überzeugung wird von vielen Menschen geteilt. Eindrucksvoll ist das Zeugnis des Gründers selber, der kurz nach ihrem Tode eine Studie von über 500 Seiten über ihre Leben verfasste: „Für die Frauenbewegung dürfte Schwester Emilie eine besondere Bedeutung haben. Sie kommt ja aus ihren Uranfängen. Sie war bis zum Ende ihres Lebens führend tätig. Sie verkörpert zudem – freilich in origineller Eigenart – das Uranliegen der Familie. …
Sie hatte ein überaus feines Gespür für alles, was irgendwie mit Kleinsein oder Kindsein, was mit Demut, Vertrauen und Liebe zusammenhing. Gerne hörte sie das Wort, das die Heilige Schrift auf die Gottesmutter anwendet: Weil klein, gefiel sie dem Allerhöchsten am meisten. Lieblingsmusik war für ihr Ohr und Herz das Axiom: Du bist‘s, der größte Werke nur durch die Kleinsten tut und nur an den Kleinsten wirkt. Oder das andere: ein Kind ist endlos entwicklungsfähig und aufgeschlossen für das Göttliche“ (1955).