28.05.2018

Als kleine Maria mitten in der Welt

Schwester M. Emese Kászoni

Mein Name ist

Schwester M. Emese Kászoni,

meine Heimat ist Rumänien. seit 2005 gehöre ich zum Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern. Von Beruf bin ich Kinderpflegerin. Nun freue ich mich, dass ich die Möglichkeit habe, meinen Traumberuf zu erlernen und Erzieherin zu werden.

Es ist eine spannende und schöne Herausforderung, mitten in der Welt als kleine Maria zu stehen und gleichzeitig meinen Hauptberuf als Schönstätter Marienschwester zu leben und ganz Gott zu gehören. Hier begegnen sich zwei ganz verschiedene Welten. Ich möchte etwas von meinen Erlebnissen berichten.

Jede Woche arbeite ich an zwei bis drei Tagen im Kindergarten. An den anderen Tagen besuche ich eine große Berufsschule in der Stadt Rottweil. Im Unterschied zu meinem Alltag im Kindergarten, in dem ich mein Schwesternkleid trage, gehe ich in die Schule in Zivilkleidung.

Sie kennen Schwestern höchstens aus Fernsehfilmen

Meiner Klasse und den Lehrkräften habe ich am Anfang meiner Ausbildung gesagt, dass ich Schönstätter Marienschwester bin. Sie sind moderne junge Leute und kennen Schwestern höchstens aus Fernsehfilmen. Viele haben mich groß angeschaut und viele Fragen gestellt. So zum Beispiel: „Bist du Nonne und warum bist du dann nicht in Kutte, sondern trägst normale Kleidung?“ Ich versuchte, unsere Gemeinschaft als Säkularinstitut zu erklären, dass wir durch unser religiöses Sein die Welt prägen wollen. Je nach Tätigkeit haben wir die Möglichkeit, in Tracht oder Zivilkleidung zu arbeiten. In beiden Fällen möchten wir ein Abbild der Gottesmutter in unserer Zeit darstellen, nicht nur in der fraulichen Kleidung, auch in edlem Benehmen und Reden. Es war für meine Klassenkameradinnen unfassbar, dass ich keine eigene Familie gründen will, sondern in unserer Gemeinschaft als einer großen Familie glücklich bin. Ich konnte ihnen von meinem Berufungsweg berichten und auf die Berufung jedes Einzelnen hinweisen.

Ein Klassenkamerad fragte: „Wie lange musst du am Tag beten? Ist dir dabei nicht langweilig? Kannst du nicht etwas abkürzen, das merkt doch keiner?“ Meine Antwort lautete: Es ist mir ein echtes Bedürfnis, immer wieder mit Gott ins Gespräch zu kommen. Das ist nicht langweilig, im Gegenteil, ich schöpfe neue Kraft aus dem Gebet.

Die gemeinsamen Anstrengungen für unsere Ausbildung schmieden uns als Klasse zusammen.

Wenn die Fragen auch provozieren, freue ich mich, Zeugnis im Alltag geben zu dürfen. Ich darf viel Wertschätzung erleben und diese auch meinen Mitschülern entgegenbringen. Sie sind zu bewundern, wenn sie neben ihren familiären Verpflichtungen diese intensive Ausbildung machen. Die gemeinsamen Anstrengungen für unsere Ausbildung schmieden uns als Klasse zusammen. Die Lehrkräfte bemerken unseren guten Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfsbereitschaft.

Es gibt auch schwierige Momente, z.B. wenn eine Klassenarbeit nicht gut gegangen ist. Wie gehe ich mit einer nicht so guten Note um? Dann wird mein Christsein konkret: Ich hole mein Selbstwertgefühl nicht aus der Leistung. Ich bin Kind Gottes und deshalb unendlich wertvoll.

Es ist nicht immer leicht, den Lebensrhythmus als Marienschwester mit der Ausbildung und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Doch verbunden mit dem Heiland und der Gottesmutter kann ich ein frohes „Ja, Vater“ sagen und vertrauen, dass nicht die Worte, sondern das Mühen, als kleine Maria in der Welt zu leben, eine Spur in den Herzen moderner Menschen hinterlässt.