21.12.2018

„Im Aufwind der Freiheit“

Schwester M. Lourdes de Pablo

Interview mit 
Schwester M. Lourdes de Pablo

Schwester M. Lourdes stammt aus Spanien und lebt in Chile. Sie ergriff die Initiative, eine Kurzbiographie über Pater Josef Kentenich aus einer zentralen Idee heraus zu schreiben: der Idee der Freiheit.  Sie erklärt, was sie motiviert hat.

Aus welcher Sicht haben Sie dieses Buch geschrieben?

Freiheit ist einerseits ein sehr zentrales Thema in der Spiritualität Schönstatts, andererseits ist sie eine Herausforderung, die in der heutigen Kultur manchmal auf eine Weise angegangen wird, die unserer Auffassung nicht so sehr entspricht. Die Frage nach der wahren Freiheit wollte ich versuchen zu beantworten.

Wer ist die Zielgruppe?

Bisher wurde mir das Thema von Jugendlichen und Erwachsenen erzähl, deshalb habe ich versucht, eine moderne, normale Sprache zu wählen, die jeder verstehen kann.

Warum hast du das Thema Freiheit gewählt, um die Geschichte von Pater Kentenich zu erzählen?

Ich glaube, dass Freiheit ein sehr komplexes Thema ist, das die Menschen zutiefst umtreibt. Der Mensch will von Natur aus frei sein. Warum? Weil wir zur Liebe berufen sind. Wir sind ein Bild und Abbild Gottes, und Gott ist frei, weil er Liebe ist.  Nur die Person, die liebt, ist frei.

Wie ist die Botschaft von Pater Kentenich auch in der aktuellen Krise der Kirche gültig?

Pater J. Kentenich war revolutionär, weil er auch die emotionalen Anlagen des Menschen berücksichtigte. Das Thema der Irrationalität spielt eine grundlegende Rolle in den Problemen, die wir in der Kirche erleben. Ich glaube, dass die Kirche sie bislang nicht genug ernst genommen hat. Pater Kentenich sagt, dass man sich der wahren Freiheit nur aus der Liebe nähern kann, denn die Liebe vermag alle Schichten der Persönlichkeit zu integrieren. Wenn man einen anderen Menschen liebt, liebt man ihn von innen heraus, man liebt ihn „mit allen Kräften“.

Was ist die Botschaft der Gottesmutter in dieser Zeit?

Deshalb ist für Pater Kentenich die Gestalt der Gottesmutter entscheidend: Weil die Gottesmutter ganz menschlich ist. Wenn sie im Leben eines Menschen wirken kann und das keine Theorie bleibt, wenn es eine persönliche Begegnung mit ihr gibt, dann wächst menschliche Fülle. Dafür steht das Heiligtum, das wir unser Zuhause nennen. Mit der Gottesmutter im Heiligtum ist die Person geschützt. Es gibt einen Text Pater Kentenichs über das Liebesbündnis, den ich liebe: Wenn ein Mensch Ruhe gefunden hat im Herzen der Gottesmutter, dann wird er wirklich frei, wirklich menschlich und auch gottähnlich.

Pater Kentenich gab drei Hinweise. Erstens: Sich von der Gottesmutter anschauen zu lassen. Auch Papst Franziskus sagt: Die Mutter kennt uns besser als wir; sie kennt alle meine Schwächen, aber sie liebt mich. Selbst die Mütter von Kriminellen, die schreckliche Dinge getan haben, finden immer einen Grund, ihr Kind zu rechtfertigen. Zu einer Mutter können wir mit all unseren Verletztheiten, mit all unseren Wunden, mit unserer Traurigkeit kommen. Und was passiert? Wenn wir ankommen und ihr all das geben, ohne es zu verbergen, macht uns das authentisch und echt. Sie versteht mich, sie weiß, dass ich schwach bin und klein bin …

Das Interview im spanischen Original: