„Du bist eine Mission!“
Mit diesem Wort ruft uns
Papst Franziskus im Monat der Weltmission
auf, uns neu zu begeistern für die frohe Botschaft des Christentums und sie auch in der Welt von heute mutig zu verbreiten. Pater Kentenich, der Gründer der internationalen Schönstattbewegung, drückt es so aus: „Mission ist der Idealismus des Christentums!“
Als Missionsschwester durfte ich 30 Jahre lang in Brasilien sein: zunächst einige Jahre in Sao Paulo in der Gemeinde St. Bonifatius, Pfarrei der deutschsprachigen Katholiken. Ich war dort unter anderem Katechetin und Religionslehrerin. Danach lebte ich in einer Kleinstadt im Innern des Bundesstaates Sao Paulo in einem Kinderheim mit 100 Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren. Diese Kinder kamen alle aus den Randgebieten der Großstädte. Schließlich war ich 20 Jahre als Lehrerin an unserer institutseigenen Schule in Londrina im Bundesstaat Paraná tätig. Die Schule wuchs mit der Stadt aus dem Urwald heraus – ab 1936 – und gibt Zeugnis von der Entwicklungsarbeit unserer Missionarinnen. Seit 2013 bin ich nun wieder in Deutschland und diene der Gemeinschaft in unserer Missionszentrale in Schönstatt.
Aufgrund der Prägung durch die brasilianische Mentalität und die vielfältige Bereicherung, die ich durch die verschiedensten Herausforderungen (ob Sprache, Klima, Ernährung …) während meiner Zeit in Brasilien erfahren habe, kann ich das Wort: „Du bist eine Mission“ nur unterstreichen.
„Du bist eine Mission!“
Das gilt auch für jede und jeden von uns ganz persönlich. Ja, eine Mission, eine Sendung, ein origineller Gottesgedanke und Gottesauftrag, denn wir sind getauft und gesandt.
Ganz bewusst liegt der Akzent auf „Du bist …“ und nicht, wie man vielleicht erwarten würde „Du hast …“ Wieso oder besser gefragt wie bin ich eine Mission? Die Überlegung möchte uns einladen, das Wort „MISSION“ neu zu buchstabieren. Ich möchte es tun mit dem Blick einer Schönstätter Marienschwester:
M = MARIA heute
oder wie Maria Jesus und den Menschen dienen, auf GOTT hören, seinen Willen in den alltäglichen Dingen erfüllen. Das versuchen die Marienschwestern durch ihr SEIN – BETEN und ARBEITEN.
I – wie INTERNATIONAL
Wir sind als Gemeinschaft Teil der internationalen Schönstattbewegung und unsere Schwestern kommen aus ca. 42 Nationen, wirken inzwischen in nahezu 30 Ländern auf allen Kontinenten. Wir sind tätig in den verschiedensten fraulichen Berufen, ob als Ärztin, Künstlerin oder Katechetin, im Haus, Garten, Landwirtschaft oder an Schulen und Unis, in sozialen Einrichtungen und im Vatikan.
Überall wollen wir
S = solidarisch und S = sozial
engagiert den uns anvertrauten Mitmenschen helfen, dass sie Gott finden. Schönstatt steht dafür nicht nur als Ort, sondern als ein Programm: unter dem Schutz Mariens uns erziehen, wie es unser Gründer, Pater Kentenich seit 1912 gelehrt hat, uns formen lassen zu neuen Menschen, die die Freude des Christentums ausstrahlen. Das sind Menschen, die großes
I – wie Idealismus und Interesse
haben an allem. Kein Anliegen von Kirche, Welt und Mitmensch ist zu gering, als dass es nicht durch unser Gebet und unsere kleinen und großen Opfer mitgetragen werden könnte.
O – das steht für Offenheit und Opfer
Beiträge, die wir in Verbindung mit dem Kreuzesopfer Jesu fruchtbar machen können – wir nennen das in Schönstatt „Beiträge zum Gnadenkapital“ – oder einfacher gesagt: „wir schenken das in den Krug …“ Dabei kommt es nicht auf das Alter an oder auf Bildung, Stellung, Gesundheit oder Krankheit …
Das Gewöhnliche außergewöhnlich gut, treu, exakt tun, auswerten … das bewegt die liebe Gottesmutter und den Heiland, uns zu ermuntern:
N = „Nichts ohne dich, aber auch nichts ohne uns!“
Jede und jeder ist also gefragt, eine so „buchstabierte“ MISSION heute zu sein. Oft wird es uns gehen, wie Jesus im Evangelium nach der Heilung der zehn Aussätzigen (…) „Waren es nicht zehn, die geheilt wurden? Nur einer kommt zurück, um Gott zu danken und ihn zu loben …“ Aber für diesen einen hat sich die Mission gelohnt.
Dafür abschließend ein Beispiel, das mir selber während meiner langen und nicht immer leichten Missionsarbeit immer wieder Ansporn gab: Eine unserer ersten Missionsschwestern in Brasilien erzählte mir von der Beerdigung einer Mitschwester. Am Ende der Beisetzung, als schon fast alle Beteiligten vom Grab weggegangen waren, stand etwas abseits ein ca. 40 jähriger Mann, den niemand kannte. War er ein entfernter Verwandter??? Eine Schwester fasste sich schließlich ein Herz und ging zu ihm hin und fragte ihn, ob er die Verstorbene gekannt hätte. Darauf die Antwort: „Ich war bei ihr im Kindergarten …“ Dieses kleine Beispiel zeigt uns: DU BIST EINE MISSION, du hinterlässt Spuren …
Auch in unserem Leben finden wir sicher solche Beispiele, wo wir erleben dürfen: Du kannst etwas bewirken, wenn auch der Erfolg nicht immer gleich zu sehen ist oder wir ihn erst in der Ewigkeit erkennen werden. Es ist nicht der hundertste Schlag des Hammers, der den Stein im Steinbruch schließlich zum Zerbröckeln bringt, sondern alle 99 davor waren genauso wichtig.