19.12.2019

Sie halten für uns alle den Himmel offen

Sr. M. Andrea Lisdat

Verabschiedung der Schönstätter Marienschwestern
aus der Klinik Bosse in Wittenberg

Die Schönstätter Marienschwestern, die seit 1936 in der Lutherstadt Wittenberg in der Bosse-Klinik gewirkt und gelebt haben, wurden feierlich verabschiedet. Zum Ende des Jahres verlassen die Schwestern nach mehr als 80 Jahren aus Altersgründen diesen Standort. Während sie bis 1996 in der Frauen- und Entbindungsklinik ihren Dienst taten, wirkten sie seit der Umprofilierung in ein Gesundheitszentrum weiter mit in Seelsorge, Pflege, Verwaltung und Bibliothek.

Foto: Pohl / Quelle kath.web

Die Schwestern und prominente Gäste in Wittenberg 

Schwester M. Godehild Schuchardt (dritte von links) war über 50 Jahre in der Klinik Bosse in Wittenberg. Nun hat sie schon die Koffer gepackt: „Für mich geht es nach Friedrichroda“, erklärt die 85-jährige Schwester. Dort befindet sich die Niederlassung der Gemeinschaft, von wo sie einst nach Wittenberg ausgesandt wurde. Sie freut sich, dort ihren Ruhestand zu verbringen.

Bischof würdigte die Arbeit der Schwestern

Der Bischof von Magdeburg, Dr. Gerhard Feige, würdigte in seiner Predigt und in einem Grußwort bei der Verabschiedung die Arbeit der Schwestern in der Klinik: „Liebe Schwestern, ‚Sie sind mein Versprechen an die Welt‘ so hat Pater Kentenich die Marienschwestern einmal bezeichnet. Dieses Versprechen haben Sie, liebe Schwestern, in der kleinen Münze des Alltags eingelöst. Sie hinterlassen hier in der Klinik eine Lücke, die nicht ersetzbar ist – diese Lücke ist aber auch eine Leerstelle, die auf Gott verweist, für den Sie Ihr Leben eingesetzt haben im Dienst an den Menschen. Von Herzen danke ich Ihnen für diesen Dienst! Möge Gott Ihnen alles vergelten, was Sie an Gutem bewirkt haben – und möge er Ihren weiteren Weg segnen.

Durch Sie konnten Menschen Gott begegnen.

In großer Geduld haben Sie Tag für Tag das Wort Gottes in der Zuwendung zu den Menschen ausgesät. Sie wussten, dass die hundertfältige Frucht nicht Ihr Werk ist, dass Sie aber dafür gebraucht wurden, die Grundlagen dafür zu legen. Dafür sei Ihnen heute von Herzen gedankt.“

Viele Jahrzehnte und schwierige Zeiten

Schwester Marisa Spickers, Provinzoberin, fasste das Besondere dieses Ereignisses in Worte: „Heute verabschieden sich die Marienschwestern von der Klinik Bosse. Die Entscheidung dazu ist uns nicht leicht gefallen. Doch ist sie den Verhältnissen geschuldet.
Ein bekanntes Wort vom Kirchenlehrer Hieronymus möchte ich für den heutigen Tag etwas abwandeln: Wir wollen nicht (nur) traurig sein, dass etwas zu Ende geht, sondern dankbar sein für das, was wir gehabt haben …[1]

Ja, es waren viele Jahrzehnte, die wir in der Klinik wirken durften. Bereits 1936, als unsere Gemeinschaft gerade zehn Jahre bestand, folgten wir mutig dem Ruf von Dr. Bosse. Es war unserem Gründer, Pater Josef Kentenich, sehr wichtig, dass wir diese Aufgabe übernehmen. Jetzt bereiten wir uns auf das Hundertjahrjubiläum unserer Gemeinschaft vor. In diesen Jahren ist auch hier viel passiert:
Die schwierige Zeit des Nationalsozialismus, die DDR-Zeit, die Wende-Zeit und dann die völlige Neuausrichtung auf den Bereich der Psychologie und Neurologie hier in der Hans-Lufft-Straße.

Bei all dem haben wir nie allein gestanden

Wir haben immer Hilfe und Unterstützung erfahren:
Vor allem von den Ärzten und Mitarbeitern, denen wir für die vertrauensvolle Zusammenarbeit herzlich danken …
für die Unterstützung der Caritas und der kirchlichen Behörden,
für das gute Miteinander mit der Pfarrgemeinde Wittenberg,
für das Vertrauen der Alexianer-Stiftung,
für alles Wohlwollen und Entgegenkommen …
Für alles herzlichen Dank!

Vor allem danken wir dem gütigen Gott und seiner Mutter Maria

Ihren Namen dürfen wir tragen. Wir wussten uns immer von Gottes Gnade geführt und geleitet – auch in schwierigen Situationen.
In all den Jahren und bei den unterschiedlichen Aufgaben war es uns wichtig, dass die Patienten heil werden können an Leib und Seele. Deshalb sind wir dankbar für die Kapelle in der alten sowie in der neuen Klinik, für die Gottesdienste, die wir feiern konnten und die vielen Stunden im Gebet, in denen wir die Anliegen, die uns anvertraut wurden, vor Gott tragen konnten.
Das ist eine Aufgabe, die wir auch weiterhin gern wahrnehmen.

Wenn ich wir sage, dann meine ich vor allem die vielen Schwestern, die im Laufe der Jahre in der Klinik gewirkt und gelebt haben.
Einige sind heute hier, die anderen denken in dieser Stunde an diese Feier, und eine ganze Reihe von ‚Klinikschwestern‘ schaut uns von der Ewigkeit zu. Sie alle werden die Klinik Bosse nicht vergessen.

Maria wird auch weiterhin alle segnen

Die Statue der Gottesmutter Maria, die schon in der alten Bosse-Klinik im Eingangsbereich ihren Platz hatte, wird auch weiterhin alle, die hier ein- und ausgehen, liebevoll anschauen und segnen.“


[1]  Originaltext: „Nicht trauern wollen wir, dass wir dich verloren haben, sondern dankbar sein, dass wir dich gehabt haben, ja auch jetzt noch besitzen, denn wer in Gott stirbt, der bleibt in der Familie.“