Die Karwoche
führt uns jedes Jahr zum Höhepunkt unseres christlichen Glaubens, zum Triduum: Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern. Wir erinnern uns an Leiden, Tod und Auferstehung unseres Erlösers Jesus Christus, an das Geschenk der Eucharistie.
In diesem Jahr wird die Karwoche von besonderen Ereignissen geprägt. Auf zwei möchte ich näher eingehen. Weltweit sind wir vom Coronavirus betroffen. Vielleicht haben viele Menschen diese österliche Bußzeit zu persönlicher Besinnung genutzt, haben sich füreinander Zeit genommen in der Familie, Zeit genommen für Gott, zum Gebet. Durch diese Pandemie erleben wir, dass wir nicht alles selbst in der Hand haben, nicht alles machbar ist. Wir erleben, dass wir erlösungsbedürftig sind. Christus hat uns erlöst, aber wir leben noch in der Kreuzesordnung. Leid gehört zu jedem Leben. Es gilt für uns Christen, was Pater Kentenich treffend sagt:
„Ohne Kreuz gibt es keine Krone, ohne Karfreitag kein Ostern.“
Zu Beginn der Karwoche ist in diesem Jahr der 6. April. An diesem Tag vor 75 Jahren wurde unser Gründer nach mehr als drei Jahren Haft aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen. Ein Wunder, wenn man weiß wie gefährlich es oft war, wieviel er gewagt hat. Zudem herrschte seit Monaten im Lager Flecktyphus, woran viele noch gestorben sind.
So möchten wir danken für all das, was Pater Kentenich uns von Dachau aus geschenkt, eropfert hat. Denken wir „nur“ an das Gebetbuch „Himmelwärts“.
Mit Pater Kentenich schauen wir auf diese große heilige Woche.
Schon im Gefängnis in Koblenz – früher ein Karmeliterkloster – wollte Pater Kentenich uns, seiner geistlichen Familie, eine große Christusliebe vermitteln. Vom dort aus hat er für einen jungen Schwesternkurs zur Vorbereitung auf ihre Weihe an die Gottesmutter – heimlich auf Tütenpapier – Vorträge über das Leben Jesu und unser Verhältnis zu ihm geschrieben. Was er in der Einleitung zum Weihevortrag schreibt, ist auch heute ganz aktuell:
„Ihre Weihe fällt in eine außergewöhnliche Schicksals-, Leidens- und Segensstunde. Dass wir in einer Schicksalsstunde der Welt, der Völker, Kirchen- und Familiengeschichte stehen, wissen und fühlen wir alle.“
Durch seine Gefangenschaft, die Torturen, Verzichte, Verdemütigungen wurde Pater Kentenich in eine tiefe Leidensgemeinschaft mit Christus hineingenommen. Er wollte auch uns, seine geistliche Familie zu einer tiefen Verbundenheit mit Christus führen. Davon zeugt ein beeindruckendes Gebet, das er bereits im Bunker in Koblenz verfasst hat:
„Ich möchte nicht sterben ehe die Familie ihr Christusideal klar sieht … Das war eine meiner innigsten Bitten in den ersten vier Wochen: Heiland, wenn du mich nicht für wert und würdig hältst, dich … zu künden, dann lass dich durch deine Mutter bewegen, ein anderes Werkzeug dafür zu erwählen. Ich will im Hintergrund Gesundheit, Kraft und Leben dir schenken für dieses gotteswürdige Geschenk. Ich stehe dir mit allem, was ich bin und habe, für diesen Zweck zur Verfügung. Adsum. Aber sorge dafür, dass alle, die du mir gegeben, den Heiland lieben, für ihn leben und sterben lernen.“
Aus vielen Versen in „Himmelwärts“ können wir eine große Christusverbundenheit herauslesen. Pater Kentenich bittet im Kreuzweg die Gottesmutter, dass sie uns tiefer zum Heiland führt. Mit ihr möchten wir den Heiland auf seinem Leidensweg begleiten.
„Ich bitt dich, Dreimal Wunderbare Frauen,
lass tief mich in das Herz des Heilands schauen,
zur Seit‘ ihm stehn mit deiner Liebe Glut
inmitten eines Meers voll Hassesflut.“ (S. 61)
Möge uns das geschenkt werden und Kraft und Zuversicht geben im Alltag in dieser aktuellen Notlage.
1945 war der 6. April der Herz-Jesu-Freitag in der Osterwoche. So möge uns in allem Leid auch heute österliche Zuversicht erfüllen.