06.05.2020

In der Corona-Virus-Zeit – mit 99 Jahren

Schwester M. Erintrud Thomé, Borken

Schwester M. Erintrud Thomé

Jahrgang 1921, erinnert sich in dieser Osterzeit 2020 zunächst an Daten, die für sie wichtig sind:

12. April 1894  – Marienweihe unseres Vaters und Gründers in Oberhausen

13. April 1931  – Meine Erstkommunion

Und dann schildert sie uns Erlebnisse und Eindrücke in dieser aktuellen besonderen Zeit, über ihre erste geistige Wallfahrt ins Urheiligtum per Internet:

 

„Da war der Bündnistag am 18. April 2020:

Wie jeden Tag, den mir Gottes Güte schenkt,
und das schon viele, viele Jahre hindurch, ist meine erste „Arbeit“ morgens, den freudenreichen Rosenkranz im Heiligtum für die internationale Schönstattbewegung zu beten.

Das Kapellchen hier in Borken wird restauriert, deshalb ist heute mein Aufenthalt in der „historischen Stätte“, der ehemaligen Hauskapelle unseres Provinzhauses, wo unser Gründer 1966 mehr als 20-mal die heilige Messe gefeiert hat.

Zwei Mitschwestern kamen. Sie wollten für die Übertragung am Abend vom Urheiligtum aus schon alles richten und ausprobieren. Und es gelang. Sie hatten das Urheiligtum im Blick und luden mich ein, den Platz zu wechseln, damit ich den Rosenkranz geistig im Urheiligtum beten könnte. Und es geschah so. Ich bin dankbar für diese schwesterliche Liebe und Aufmerksamkeit.

Ob sich jemand hineindenken kann, wie es einem alten Menschen geht, der schon lange Jahre nicht mehr das Urheiligtum live besuchen kann,

wenn er so plötzlich –

  • ja, im Bild,
  • und doch leibhaftig wahr,
  • unvorstellbar, nicht zu glauben,
  • nicht voraus zu sehen,
  • unaussprechlich,
  • auf einmal da ist, wohin die Sehnsucht jahrelang hinzielt?!
  • Einfach da sein, den lieben Gott spüren, die Hilfe der lieben Gottesmutter erfahren, und das in der weltweiten Corona-Krise.
  • Sehen, was die Liebe an Feinheiten, an Innerlichkeit und Aufmerksamkeiten mir schenkt. Und wie oft hat die Gottesmutter mir in den letzten Jahren Dankgeschenke angeboten!

Ich war einfach da – und schaue …

Ich war daheim

  • Ich sehe das Auge des Vaters im Urheiligtum leuchten über die ganze Welt.
  • Ich sehe die Krone der lieben Gottesmutter, die unser Vater und Gründer ihr am 10. Dezember 1939 mit der Bitte um ihren Segen in der schlimmen Zeit schenkte;
  • ich sehe den gekreuzigten Heiland, der uns alle aufruft: „Mir nach!“, wenn Schwierigkeiten uns bedrohen.
  • Ich sehe links vom Altar den hl. Michael in seiner Kriegsrüstung,
  • ich sehe rechts Vinzenz Pallotti.
  • Im Geiste sehe ich unseren Vater und Gründer am 20. Mai 1945 an den Stufen des Altars knien …
  • Und heute sehe ich einen Priester betend in den Bänken;
  • und dann eine junge Frau, die die Blumen tränkt, vier gelbe und vier weiße auf jeder Seite, sehr schön harmonisch gesteckt;
  • ich sehe, woher sie das Ersatzwasser hernimmt, weil die Gießkanne schon leer ist. Sie räumt auf.
  • Ein Herr mit rotem Haar – er trägt eine Atemschutzmaske  –  löscht die Kerzen, fünf auf jeder Seite.
  • Zwei Marienschwestern sehe ich – die aber weit voneinander entfernt knien.

Ja, ich war daheim und freute mich schon auf den Abend, als das Liebesbündnis in der Corona-Krise nach der heiligen Messe erneuert werden sollte.“

„Gottesmutter, da bin ich mit meinem Krönchen,
nimm mich an für alle Schwierigkeiten,
die sich weltweit ergeben in dieser Corona-Krise.“