14.09.2020

„Schaut auf Schwester M. Emanuele!” (P. Josef Kentenich)

Sr. M. Daniele Ramos

In diesem Jahr, wo wir 100 Jahre den Beginn der Frauen in Schönstatt feiern, sind wir von unserem Gründer eingeladen, auf die Person von

Sr. M. Emanuele Seyfried

zu schauen: „ein ausgezeichneter Fall von fraulicher Weisheit“, „außergewöhnlich edel, außergewöhnlich vornehm, außergewöhnlich”. So kennzeichnete sie P. Josef Kentenich bei ihrer Wahl zur Generaloberin im Jahre 1967. Auch ein Schönstattpater bezeugte: „Sie war eine außergewöhnliche Frau, die die außergewöhnlichen weiblichen Werte verkörpert, die Schönstatt der Welt gibt”[1].

Nur diese kurzen Aussagen über Sr. M. Emanuele als außergewöhnliche Person können uns überzeugen, dass ihre Persönlichkeit uns etwas zu sagen hat in diesem 100. Jubiläumsjahr der Frauen in Schönstatt. Nach der Charakterisierung von P. Josef Kentenich schauen wir etwas tiefer auf das Modell der Frau, das unser Gründer mit Stolz der Kirche anbieten konnte.

Eine der Pioniere in Brasilien

Sr. M. Emanuele, Elisabeth Seyfried, geboren am 19. April 1905 in Rottweil, Deutschland, trat am 1. Juli 1932 in unser Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern ein. Schon bald, nach drei Jahren, nahm sie die Einladung an, als Missionarin nach Brasilien ausgesandt zu werden. Sie war eine der 12 Pioniere, die unser Gründer aussandte, um Schönstatt in Brasilien aufzubauen. Am 10. Juni 1935 kam sie in ihrer „neuen” Heimat an.

Sie wirkte als Novizen- und Terziatsmeisterin von verschiedenen Kursen, bis der Gründer sie im Jahre 1950 zur Provinzoberin der Taborprovinz ernannte, damals der einzigen Provinz in Brasilien mit Sitz in Santa Maria/RS.

Sr. M. Emanuele war 17 Jahre Provinzoberin, bis sie zur Generaloberin unserer Schwesternfamilie ernannte wurde. Dies war der Grund, der sie in ihr Heimatland, Deutschland, zurückholte.

Was war ihr Geheimnis?

Als Beispiel von Maria, der Schmerzensmutter, zeichnete sie sich aus durch ihre Stärke, Treue und weite geistige Mütterlichkeit in den schweren Jahren, die das Schönstattwerk während des Exils vom Gründer durchmachte. Sie war Ratsschwester, geistliche Führerin und Stütze für viele Personen; auch für Seminaristen und Priester in dieser kritischen Zeit, wo Schönstatt in Brasilien wahrhaftig im Schatten des glorreichen Kreuze des Herrn stand.

Sr. M. Emanuele stand treu zur Person und zum Charisma des Gründers, P. Josef Kentenich. Seit dem Anfang war sie tief verbunden mit ihm. Deshalb wusste sie in allen Situationen zu handeln und die Schwesternfamilie und auch die brasilianische Schönstattfamilie in Treue zum Charisma und der „mens fundatoris” zu führen, oder besser gesagt: im Denken des Gründers.

So bezeugt P. Hernán Alessandri:[2]Alle, die in Kontakt mit Sr. Emanuele traten, fühlten sich beheimatet. Wir erfuhren dies in den schwierigen Jahren von 1959 und 1960 in Brasilien. Sie war ein ruhender Pol. In der Nähe von ihr, jeder von uns fühlte sich beheimatet, bewertet und aufgemuntert. Nicht einmal der Bischof vor Ort, der Schönstatt nicht gut gesonnen war, konnte uns diesen Einfluss rauben. Sr. M. Emanuele wusste durch das Leben weiterzugeben und die Leute zu erobern, weil sie eben sehr tief im lieben Gott verankert war.”[3]

Die starke Frau, wer findet sie? (Spr 31, 10)

Auch P. Jaime Ochagavia, von Chile, bezeugte: „Sr. M. Emanuele war eine Person, die niemandem etwas aufzwang mit dem, was sie sagte, sondern sie wollte nur anbieten, übergeben, schenken. Ich würde sagen, dass sie taktvoll und mit diesem weiblichen Empfindungsgefühl nichts aufzwang, sondern sie bot etwas an, mit großer Ehrfurcht und mit viel Einfühlungsvermögen. Ich würde sagen, sie strahlte Achtung, Ehrfurcht und Schlichtheit aus.

Ihre Schlichtheit ist Vertrauen. Das Vertrauen in den Vater und Gründer, in die Gottesmutter, in das Heiligtum, das Vertrauen auf Gott. Es war kein Vertrauen, das sich stützte auf andere Fähigkeiten oder Prüfungen. Es war das totale Vertrauen, dass die Gottesmutter siegt, dass die Gottesmutter siegen wird. Dies war es, was sie ausstrahlte.

Ihre Person war durchsichtig. (…) Sie war eine Person mit einer sehr klaren Haltung zur Wahrheit. Was wahr ist, ist wahr; was nicht wahr ist, ist nicht wahr. (…) Deshalb wirkte sie mit viel Ehrfurcht und ohne Zwang. Eine Person, die die tiefe Wahrheit sucht.

(…) Auf der anderen Seite, würde ich sagen, eine sehr kluge Person! Sie besaß eine wahre Mystik, klug, ehrfürchtig, einfühlend, schlicht, achtungsvoll. (…) Alle Personen, die sie etwas kannten, die sie hörten, denken sie ist heilig; nicht nur heilig, aber eine besondere Heilige. Sie ist ein Vorbild, Vorbild der schönstättischen Frau, Vorbild der Schönstätter Marienschwestern. Ein Vorbild!”[4]

Auch Herr Hermann Arendes, Obere der Marienbrüder in Brasilien zur Zeit des Exiles des Gründers, sagte: „Wenn die Heilige Schrift fragt: ‚die starke Frau, wer trifft sie an?’, ich würde sagen, dass dies auf Sr. M. Emanuele zutrifft. Wirklich eine große Frau …”[5]

Wie wir sehen, zeigt sich in der Persönlichkeit von Sr. M. Emanuele das ideale Bild der authentischen marianischen Frau, so wie P. Josef Kentenich es der Kirche zu schenken wünschte, um damit zugleich zu antworten auf die großen Krisen unserer Epoche, besonders der Frau.

Bitten wir, dass die Gottesmutter von ihren Heiligtümern aus weiterhin große Frauen für die religiös-sittliche Welt formt. Deshalb möchten wir uns einsetzen und mit unserem Vater und Gründer das schlichte Gebet von Himmelwärts beten:[6]

„Lass uns gleichen deinem Bild,
ganz wie du durchs Leben schreiten.
Stark und würdig, schlicht und mild,
Liebe, Fried und Freud verbreiten.
In uns geh durch unsere Zeit, mach für Christus sie bereit” (HW 609).

 

 

[1] Padre Hernán Alessandri
[2] Da Comunidade dos Padres de Schoenstatt, + 18.12.2007
[3] Extraído do livro Coração Missionário, biografia de Irmã M. Emanuele Seyfried
[4] Extraído do DVD Testemunho do Padre Jaime Ochagavia – Chile (Arquivo das Irmãs de Maria de Schoenstatt)
[5] Extraído do livro Coração Missionário, biografia de Irmã M.Emanuele Seyfried
[6] Livro de orações escrito pelo P.José Kentenich quando esteve prisioneiro no Campo de Concentração de Dachau