09.11.2020

Geistliche Abendmusik

Sr. M. Faustina Niestroj, Liebfrauenhöhe

Geistliche Abendmusik im Jubiläumsjahr – oder im Pandemie-Jahr

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle gerne einen Bericht über die Jubiläumsveranstaltungen zum 10-jährigen Bestehen der Reihe der Geistlichen Abendmusik im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe schreiben.

Doch – es kam alles anders!

Anstatt der Jubiläumsreihe wurde es eine Pandemie-Reihe mit überwiegend ausgefallenen Veranstaltungen! Es wäre jedoch unangemessen, an dieser Stelle das Jammern darüber anzustimmen. Als Marienschwestern sind wir in der Schule des Vorsehungsglaubens gut geschult und wissen, dass alles eine Fügung Gottes ist, die uns immer zum Guten gereicht. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht“ Röm 8,28 und: „Wir wollen ein frohes, herzhaftes Ja zu allen Plänen der Liebe Gottes sprechen.“ (J. K. in Ennabeuren 1945). Das ist angesichts der angespannten Corona-Lage nicht ganz einfach.

Geistliche Abendmusik in der Corona-Zeit?

Wie ging es jedoch im Einzelnen mit der Geistlichen Abendmusik in unserem Schönstatt-Zentrum in der Corona-Zeit?
Im Februar wurde die Jubiläumsreihe sehr verlockend mit drei großen bunten Fotos in der lokalen Presse angekündigt:

„Zum Zehnjährigen spielt erstmals eine Panflöte!“

Tübinger Ärzteorchester e. V. mit dem Dirigenten Ulrich Bürck

Am 9. Februar war das erste Konzert. Es war eine Premiere, weil zum ersten Mal ein großes Orchester im Kirchenraum auftrat: Das Tübinger Ärzteorchester e. V. unter der Leitung von Ulrich Bürck aus Tübingen. Die Musik brachte so viel Wärme und freudige Bewegtheit in die Mauern unserer Krönungskirche hinein, dass wir durch diese Töne etwas vom freudigen marianischen Lebensstil spüren konnten. Auch die Mitglieder des Ärzteorchesters zeigten sich sehr angetan von dem Kirchenraum, von der Atmosphäre des Hauses und den Begegnungen sowohl mit den Schwestern wie mit dem Publikum. Dies war eine wunderbare Auftaktveranstaltung für die Fortsetzung der Jubiläumsreihe.

Dann kam alles anders …

Mitte März kam der Lockdown aufgrund einer sich mehr und mehr verbreitenden Pandemiewelle, die nicht zu stoppen war. Es war kein Gedanke daran, weitere Konzerttermine wahrzunehmen. So mussten der Auftritt des Saxophonisten Christian Segmehl und des Stuttgarter Domorganisten Johannes Mayr, ferner ein Konzert mit vier Chören im Verein unter der Leitung von Peter Straub abgesagt werden. Im Juli konnte die polnische Sängerin Marta Radwanska nicht aus Warschau anreisen.

Die Sommerpause kam wie eine Erholung von dieser Phase der Stagnation.

Im September war es für den Violinisten Prof. Michael Grube nicht möglich, aus Quito/Ecuador zum Konzert anzureisen. Zum Glück konnte diese Lücke durch einen Nachholtermin von Familie Rehfeldt ausgefüllt werden.

Dass durch diesen Tausch nun doch die Rehfeldts den Auftakt für die Fortsetzung der Jubiläumsreihe machten, war für mich letztlich auch eine besondere Fügung des Himmels. Es wurde mir bewusst, dass ich die Initiative zur Gründung dieser musikalischen Veranstaltungsreihe sowie die Kraft zum Durchtragen in den vergangenen 10 Jahren, sehr maßgeblich der Familie Rehfeldt zu verdanken habe. Es war ja als erster ihr Sohn – mein damaliger Kommilitone – der die Anregung für diese Veranstaltung gab. Sein Vater – mein Orgellehrer im Studium – unterstütze tatkräftig die Durchführung durch Vermitteln von Kontakten und durch eigenes Mitwirken in der Reihe. Wie aussagekräftig schien mir nun diese besondere Fügung, dass ausgerechnet Familie Rehfeldt die Jubiläumsreihe fortführen durfte. Es war ein wunderbares Konzert mit maximaler Besucherzahl, die ja durch die Pandemie begrenzt war.

„Es ist keine Kunst …“

Pfarrer Wolfgang Metz konnte in seinen Impulsen sehr einfühlsam auf die Lage eingehen. In einem seiner Gedichte „Es ist keine Kunst“ verdeutlichte er, dass es keine Kunst sei, zu glauben, zu hoffen und zu lieben, wenn es uns gut geht, sondern das zu tun, wo es schwerfällt. Das sei die wahre Kunst. Auf subtile Weise wusste man sich auf den Umgang mit der aktuellen Krisensituation der Pandemie verwiesen.

Lisa, Wolfram und Anna Rehfeldt

Im Oktober konnte unter weiteren neuen Hygiene-Verordnungen aufgrund akuter Ausbreitung des Coronavirus die geistliche Abendmusik mit Ehepaar Claudia und Karl Echle sowie mit Weihbischof Johannes Kreidler durchgeführt werden – ein wahres Geschenk!

Wie eindringlich erklang das „Salve Regina“, gesungen von Claudia Echle, begleitet von ihrem Mann an der Orgel. „Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas; zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.“

Der Weihbischof gab seinem Impuls eine hoffnungsvolle Note: „Vom Trost der Musik möchte ich singen!“

Weihbischof (em.) Dr. Johannes Kreidler, Sr. M. Faustina Niestroj, Claudia und Karl Echle

Musik als Trost und Kraftquelle – gerade für schwere Zeiten.

Dankbar für diese Veranstaltungen, die Trost und neue Sicht vermittelten, bleibt nun zu hoffen, dass auch die letzte Veranstaltung stattfinden kann:

Am Samstag, 14. November, um 18:00 Uhr mit Andreas Großberger als Tenor, Peter Schleicher an der Orgel und Jan Benjamin Homolka mit Horn. Die geistlichen Impulse spricht SWR Rundfunkpfarrer Thomas Steiger aus Tübingen.