Im Sommer 2019 meldeten sich einige Iraner bei mir im
Schönstattzentrum Marienpfalz
mit dem Wunsch, katholisch werden zu wollen. Jeder hatte eine andere Geschichte, wie sie zu dieser Entscheidung kamen.
Am 1. Advent war in der Pfarrkirche der offizielle Start mit der Aufnahme ins „Katechumenat“ durch Pfarrer Vogt. Das dauert in der Diözese Speyer ein Jahr lang.
Schon rein sprachlich war es für uns nicht leicht – es half uns eine Bibel auf Farsi und Deutsch, sodass wir die Texte in beiden Sprachen lesen und besprechen konnten. Außerdem ist es eine Herausforderung, die Inhalte möglichst einfach und anschaulich zu erklären. Wichtig war mir das Miterleben des Kirchenjahres, die Teilnahme an der heiligen Messe und das Kennenlernen verschiedener Bräuche, damit die ehemaligen Muslime Schritt für Schritt in das Glaubensleben hineinwachsen können. Im Rückblick sagten alle, dass es wirklich Zeit braucht, um sich einiges zu erobern – wie zum Beispiel das persönliche Lesen der Bibel, das Gebet und vor allem die Verbindung mit Gott im Alltag.
Maria spielt bei allen eine wichtige Rolle
und auch das „Heiligtum der Freude“ hier in Herxheim. Wir trafen uns meist alle zwei Wochen. Beide Seiten brauchten einen langen Atem.
Die vier, die durchgehalten haben, hatten viele Fragen. Wir verglichen oft unser christliches Denken mit den Regeln und Forderungen des Islam.
N. und T. hatten Freude, auch praktisch mitzuhelfen z.B. bei den Kräutersträußen zum 15.8., dem Erntealtar oder dem Einpacken von Weihnachtsgeschenken oder Ostergrüßen für unsere Mitarbeiter.
Zu Beginn 2021 war klar, dass wir die Anträge zur Taufe bzw. zur Aufnahme in die katholische Kirche nach Speyer schicken können. Jeder suchte sich einen Taufnamen, wir gestalteten die Taufkerzen mit Symbolen, die ihnen wichtig waren, überlegten die Gestaltung der Tauffeier mit Liedern und jeder formulierte zwei Fürbitten. Im Vorfeld hatte ich in der Pfarrei Taufpaten gesucht und wir trafen uns jeweils an einem Nachmittag mit dem Täufling und dem Paten.
Und dann ging alles sehr schnell.
Die Erlaubnis kam kurz vor dem Passionssonntag, und wir legten die Taufe auf den 27.3. fest. Wir konnten nur wenige Personen einladen, was aber der Festlichkeit und vor allem der Freude der Vier keinen Abbruch tat. Es ist etwas Anderes, ob man über ein Sakrament spricht und den Inhalt kennt, oder ob man Jesus wirklich begegnet.
Wir nahmen gemeinsam an der heiligen Woche in der Pfarrkirche teil, und es war für die Gruppe wichtig, den Gründonnerstag und Karfreitag mitzuerleben.
Es war ein Geschenk des Himmels, dass die staatlichen Vorgaben geändert wurden und es möglich war, in der Auferstehungsfeier zur Erstkommunion zu gehen. Die Vier konnten in ihren Taufgewändern beim Osterfeuer dabei sein und die Osterliturgie mitfeiern. Eine der Lesungen wurde auf Farsi vorgetragen und zur Kommunion hatten wir ein sehr schönes Lied einer iranischen Musikgruppe. Viele Gottesdienstbesucher äußerten später, dass sie berührt waren von dieser Erstkommunion und der feierlichen Gestaltung.
Monika, Christina, Jonas und Johannes sind sehr dankbar für das, was ihnen die Vorbereitung geschenkt hat. Wir haben sie herzlich mit Applaus auch in der Kirche als neue „Geschwister“ begrüßt. Alle Vier bekannten:
„Das ist jetzt für mich ein neues Leben“.
Eine große Hilfe für mich war in der letzten Zeit Anna Maria aus Wien, die bei Missio Österreich arbeitet. Sie ist Iranerin, Theologin und hat viele Materialen auf Farsi übersetzt und mir zur Verfügung gestellt. Es ist schön, dass ich sieben Iraner auf die Taufe vorbereiten konnte.
Ich möchte allen danken, die uns durch ihr Gebet auf diesem Weg begleitet haben und die auch immer wieder bei besonderen Terminen „dabei“ waren, nicht zuletzt am 16.4. beim Gerichtstermin von Christina in Trier. Wir haben wirklich „Wunder“ erlebt. Für alle war das eine Erfahrung von Glauben und Vertrauen. Denn das ist das Wichtigste: Den lebendigen Gott erleben, sein Interesse an uns, seine Liebe und Führung.