„In echter Weise Mutter sein.“
Rebellen legen Sr. M. Claudine während des Krieges in Burundi/Zentralafrika eine Mine. Diese explodiert, als sie mit dem Auto darüberfährt. Sie stirbt am 1. Mai 1997.
Am 9. Mai 1939 wird Sr. M. Claudine in der Schweiz geboren. Bereits als Novizin (1965) ist sie für sechs Jahre als ambulante Krankenschwester eingesetzt. Die Leute schätzen sie sehr. In ihrer unkomplizierten und bodenständigen Art gewinnt sie bald die Herzen der Bevölkerung. Sie ist mit Leib und Seele Krankenschwester und Hebamme und liebt die Kinder über alles.
Andere befähigen
1980 stellt sich Sr. M. Claudine bereitwillig für einen Einsatz auf unserer Missionsstation in Burundi zur Verfügung. Dort wirkt sie als tüchtige und kompetente Krankenschwester und Hebamme. Die einheimischen Schwestern befähigte sie mit viel Einfühlungsvermögen, Aufgaben im Spital, auf der ambulanten Krankenstation und in der Geburtsabteilung selbständig zu übernehmen. Bei Sr. M. Claudine weiß man stets, woran man ist. Sie ist ein Original, spontan und offen. Hinter ihrer rauen Schale verbirgt sich Tiefe und Empfindsamkeit.
Frohe Atmosphäre schaffen
Sr. M. Claudine ist die erste Marienschwester aus der französisch sprechenden Schweiz. P. Kentenich sagte ihr in einem Gespräch, sie habe eine Sendung für den französischen Sprachraum. Sie übersetzt Vorträge von ihm. Sie fühlt sich sehr mitverantwortlich und hat Pläne, für die einheimischen Schwestern noch mehr zu tun. Als Postulantinnen-Mutter fordert sie die Postulantinnen zu einer klaren Entscheidung heraus mit der Frage: „Wozu bist du gekommen?“ (hl. Bernhard). Sie schafft eine frohe Atmosphäre, sodass sich die Postulantinnen wohl fühlen.
Einzig das Vertrauen trägt
In der schwierigen politischen Situation ist Sr. M. Claudine der Bevölkerung Hilfe und Stütze. Mit allem, was die Leute bewegt, kommen sie zu ihr. Sie versteht es, den Menschen in echter Weise Mutter zu sein. Als Familien, durch den Krieg bedingt, gefährdet sind, versteckt Sr. M. Claudine die Flüchtlinge. Sie setzt sich mutig für deren Rechte ein, oft auch unter Lebensgefahr. In ihrer einfühlenden Art leidet sie unter dem Schicksal des Volkes. Es ist ihr sehr schwer, der hungernden Bevölkerung nicht das geben zu können, was sie zum Überleben benötigten. Diese Hilflosigkeit zu ertragen, fällt ihr nicht leicht. Die Situation in Burundi benutzt sie als Chance, um tiefer heimzufinden in das Herz Gottes und der Gottesmutter. Sr. M. Claudine äußert mehrmals, dass einzig und allein das Vertrauen auf die Übernatur sie trägt. Sie schreibt:
„Ich gehöre ganz Gott, ich bin sein Eigentum. In dieser Gewissheit lebe ich in den Situationen von größter Unsicherheit. Ich gehöre dem lieben Gott und niemand kann mir etwas Böses antun, wenn nicht ER es will …! Ich bin in der Hand Gottes, im Herzen des Vaters.“
Alle gleich behandeln
Am 1. Mai 1997 fährt Sr. M. Claudine mit einer Frau, bei der sich vor der Geburt Komplikationen ergaben, ins Spital in der Stadt. Unterwegs wird sie von Rebellen, die mit Gewehren und Granaten bewaffnet sind, angehalten. Sie verlangen eine Person, die auch im Auto ist. Sr. M. Claudine weigert sich, diese Person rauszugeben. Sie sagt, dass sie alle gleich behandle und nicht unterscheide zwischen den Ethnien. Die Rebellen verlangen eine große Summe Geld.
Letzter Gruß an die Gottesmutter
Bevor Sr. M. Claudine zurückfährt, macht sie bei unseren Schwestern in der Stadt einen kurzen Besuch, um Milchpulver zu holen für die hungernden Kinder. Sie beeilt sich, so bald wie möglich heimzufahren. Einer einheimischen Mitschwester trägt sie auf, der Gottesmutter im Heiligtum einen Gruß auszurichten.
Mit diesem letzten Gruß an die Gottesmutter tritt Sr. M. Claudine ihre Rückfahrt an. Kurz bevor sie ihr Ziel erreicht, fährt sie auf eine Mine und ist vermutlich auf der Stelle tot. Unter großer Anteilnahme des Volkes wird sie in der Nähe des Schönstatt-Heiligtums beigesetzt.
Zeuge des Glaubens
Bei einem Gedenkgottesdienst sagt der Nuntius: „Der gewaltsame Tod von Sr. M. Claudine hat mich tief berührt. Sie war eine mutige Frau, die keinen Kompromiss akzeptierte, wenn es sich darum handelte, das Wohl ihrer Brüder und Schwestern zu verteidigen. Sie widmete ihr Leben den Leidenden, den Menschen am Rande der Gesellschaft, in denen sie das Gesicht unseres gekreuzigten Herrn erkannte. Sr. M. Claudine reiht sich ein in die lange Liste der gottgeweihten Menschen, die seit 1993 in Burundi getötet wurden – alles Märtyrer, das heißt, Zeugen des Glaubens durch ihr Lebensopfer.“