26.07.2021

Sendung für Ungarn

Schw. M. Judithe Maier, Schönstatt

Schwester M. Josmaris Treml

22. November 1923 – 20. April 2011

Schwester M. Josmaris wurde am 24. November 1923 in Hercegfalva in Ungarn als drittes von vier Kindern geboren. Sie lebte in einem kleinen Bauerndorf, dessen Bewohner Klostergutshöfe bewirtschafteten. Gerne erinnerte sie sich an ihre schöne und frohe Jugendzeit, die von tiefen Erlebnissen durch die Feiern des Kirchenjahres geprägt war. Nach sechs Jahren Schulzeit arbeitete sie, wie es damals für alle Kinder auf dem Land üblich war, in der Landwirtschaft mit.

1946, als sie 23 Jahre alt war, übernahmen in Ungarn die Kommunisten die Herrschaft. Ihre Familie wurde ausgewiesen und fand schließlich in Stuttgart eine neue Heimat. Durch den Kontakt zu einem Bundespriester in der Pfarrei St. Nikolaus und durch das glaubwürdige Zeugnis einer kranken Bundesschwester reifte in ihr der Entschluss zum Eintritt in unser Säkularinstitut. Sie konnte kaum Deutsch und alles war neu für sie, doch ihre Marienliebe gab ihr die Kraft und den Mut, diesen Schritt zu wagen. Nach dem Noviziat arbeitete sie zuerst in verschiedenen Häusern in der Hauswirtschaft. Ab 1969 war sie im Schulungsheim auf Berg Schönstatt in der Küche eingesetzt.

Immer die Freude pflegen

Das Leben von Schwester M. Josmaris war äußerlich betrachtet sehr unscheinbar. Aber sie hatte ein großes Sendungsbewusstsein, aus dem heraus sie alles für Schönstatt einsetzte. Schwester M. Josmaris war fleißig, still und umsichtig. Nichts war ihr zu viel. In ihrer mütterlichen Art verstand sie es, besonders den jungen Schwestern zu helfen, wenn sie mit der Arbeit, die ihnen aufgetragen wurde, nicht zurechtkamen. Niemand hatte bei ihr das Gefühl, etwas nicht zu können, sondern wurde dankbar dafür, noch etwas lernen zu dürfen. Scherzhaft wurde sie schon mal Großmutter genannt. Man spürte auch, dass bei aller Arbeit, die sie verrichtete, eine Gebetsatmosphäre herrschte. Sie war immer darauf bedacht, dass auf der Filiale die Freude gepflegt wurde. Als die Schwestern einmal in der Faschingszeit angesichts der schwierigen Zeitlage überlegten, ob wirklich Fasching gefeiert werden sollte, sagte sie spontan: „Wer an Fasching nicht verrückt ist, ist das ganze Jahr verrückt. Wenn wir richtig gefeiert haben, können wir danach auch richtig fasten.“

Schwester M. Josmaris liebte die Ordnung. Sie war immer gewissenhaft und hielt Ordnung am Arbeitsplatz und in ihrem persönlichen Bereich. Sie war ein Armutsapostel und besaß nur das, was sie wirklich brauchte. In all ihrem Verhalten war sie schlicht und unauffällig.

Sendung für Ungarn

Als junge Schwester ist Schwester M. Josmaris einmal Pater Kentenich persönlich begegnet. Er hat sie angeschaut und ihr gesagt:

„Ich kenne Sie gut. Sie müssen zurück nach Ungarn.“

Dieses Wort von Pater Kentenich bewahrte Schwester M. Josmaris zeitlebens in ihrem Herzen. Als ihre Eltern und zwei Schwestern im Jahr 1953 die Einreisegenehmigung in die USA bekamen, wurde Schwester M. Josmaris gefragt, ob sie ihnen folgen und sich der Provinz der Marienschwestern in den USA anschließen wollte. Der Auftrag Pater Kentenichs hielt sie dann aber von diesem Schritt zurück.

Zwar ging sie selbst nicht nach Ungarn zurück, aber auf andere Weise sollte sich erfüllen, was sie für ihr geliebtes Heimatland Ungarn zeitlebens ersehnte: Schönstatt fasste in Ungarn Fuß, und es entstand dort ein Schönstattheiligtum. Viele ungarische Pilger wussten sich durch Schwester M. Josmaris in Schönstatt vertreten. Es war selbstverständlich, dass sie sie besuchten, wenn sie in Schönstatt weilten. Groß war die Freude von Schwester M. Josmaris, als die ersten jungen Frauen aus Ungarn und Rumänien in unsere Gemeinschaft eintraten. Für sie betete Schwester M. Josmaris viel. In ihnen sah sie den Auftrag, den sie von Pater Kentenich erhalten hatte, erfüllt.

Im Alter eine stille Anbetungsschwester geworden

Als die Küchenarbeit für Schwester M. Josmaris zu schwer wurde, arbeitete sie im Nähzimmer und tat dort viele kleine, ungesehene Dienste für die Mitschwestern. Sie war immer bemüht, für die anderen da zu sein und Gutes zu tun. Gern und oft besuchte sie mit ihrem Rollator zum Gebet das Schönstattheiligtum. Als auch das nicht mehr möglich war, betete sie mit den älteren Schwestern den Rosenkranz oder betete still in der Hauskapelle des Schulungsheims. Wenn sie im Haus unterwegs war, hatte sie immer den Rosenkranz in der Hand. Besonders im Alter ist sie zu einer stillen Anbetungs­schwester geworden.

Über ihre Gesundheit sprach sie nie, obwohl sie schwer herzkrank war. Ihre Beschwerden trug sie still und geduldig für ihre Sendung. So bescheiden, wie sie lebte, so schlicht und bescheiden ist sie an einem Mittwoch in der Karwoche im Kreis ihrer Mitschwestern ruhig eingeschlafen, der Osterfreude entge­gen. Sie liebte den hl. Josef, und so ist es auch ein schönes Zeichen, dass sie an einem Mittwoch, dem Tag, der besonders dem hl. Josef gewidmet ist, heimgehen durfte. Wir glauben, dass Schwester M. Josmaris nun von der Ewigkeit aus ihre Sendung für Ungarn weiter erfüllen wird.