Mit Handgepäck aufgebrochen …
Das Exerzitienhaus unseres
Schönstattzentrums in Otwock/Polen
beherbergt seit zehn Tagen – vom 28. Februar an – Menschen, die durch den Krieg in der Ukraine gezwungen waren, alles zu verlassen. Sie haben ihre Häuser und ihre Heimat verlassen, ihr ganzes Hab und Gut aufgegeben, und sind nur mit Handgepäck aufgebrochen, um im Ausland Zuflucht zu suchen. Paradoxerweise war die erste Familie, die bei uns ankam, nicht aus der Ukraine, sondern aus Nigeria: ein Ehepaar mit vier Kindern und einer Großmutter. Sie flohen aus Kiew, wo sie sich vor fünf Jahren niedergelassen hatten, als sie Nigeria, ihre Heimat, aus ähnlichen Gründen verließen, um dem unvermeidlichen Tod zu entgehen. Nach ihrem kurzen Aufenthalt, bis sie bei Freunden Hilfe und Unterkunft fanden, kamen weitere Personen in unser Haus.
Zurzeit finden 31 Personen, hauptsächlich Mütter mit Kindern, in unserem Zentrum ein vorübergehendes, aber friedliches Zuhause.
Eine unserer Schwestern ging zum Bahnhof in Warschau, um zwei Mütter abzuholen: eine mit zwei, die andere mit fünf Kindern (das älteste 10 Jahre und das jüngste 9 Monate alt). Als sie alle im Bus saßen, begannen die Kinder leise etwas zu summen. Die Schwester ermutigte sie, laut zu singen, und sie war selber berührt, dass sie in dieser Situation ihre Nationalhymne sangen.
Unser Haus – vorübergehend ein friedliches Zuhause
Die Menschen kommen aus der ganzen Ukraine. Sie sind unter dem Beschuss der feindlichen Armee vor weiteren Luftangriffen und der Bombardierung ihrer Häuser und Schulen geflohen. Mehrere Tage lang waren sie unter enormem Stress und Gefahr unterwegs. Sie leben in großer Zukunftsangst und Ungewissheit darüber, was die nächste Stunde und der nächste Tag bringen werden, und sie nehmen die ihnen angebotene Hilfe dankbar an. Sie brauchen alles, was zum Leben notwendig ist. Unser Haus ist für sie ein vorübergehendes Zuhause. Manche bleiben nur einen Tag, andere ein paar Tage, wieder andere bleiben wahrscheinlich etwas länger. Unter ihnen sind einige, die bereits auf der Suche nach einer Beschäftigung sind, um den notwendigen Lebensunterhalt zu verdienen.
Es gibt Schulen, die für die Kinder den Unterricht entsprechend ihrer polnischen oder ukrainischen Sprachkenntnisse organisieren. Diese Kinder brauchen Schulmaterial. Die Familien brauchen Kleidung, Reinigungsmittel, Bettwäsche … Mit einem Wort, sie müssen sprichwörtlich bei „Null“ anfangen.
Die meisten von ihnen gehören zur ersten Flüchtlingswelle, d. h. zu denjenigen, die Verwandte und Freunde hier in Polen haben und auf deren Hilfe zählen. Für diese Menschen war es am einfachsten, aus der Ukraine zu fliehen. Sie brauchen nur ein paar Tage unter unserem Dach, um zu überleben.
Verständnis, Liebe und eine ruhige Ecke
Doch eine weitere Welle von Menschen, die keine solchen Perspektiven haben, kommt langsam an. Wir versuchen, allen zu helfen, indem wir so weit wie möglich auf die Bedürfnisse im „Hier und Jetzt“ eingehen. Aber nicht nur das. Wir versuchen auch, sie für einen längeren Aufenthalt in unserem Land vorzubereiten. Die Schönstatt-Familien, insbesondere eine der Bundesfamilien, sowie die Opus-Dei-Familien helfen uns. Neben den Menschen, die unter unserem Dach leben, bitten auch viele andere um Hilfe, die wir ihnen auch gerne geben. Die Anzahl der Personen in unserem Haus ist sicherlich rotierend. Einige ziehen weiter, andere werden noch kommen. Das ist der Lauf der Dinge. Aber jeder braucht Verständnis, Liebe und eine ruhige Ecke für sich und seine Kinder.
„Mama, weine nicht.“
Unter den Flüchtlingen gibt es einige, die Polnisch sprechen. Zum Beispiel ein neunjähriger Junge. Wir machten ihm spontan ein Kompliment, dass er so gut Polnisch spricht. Seine Mutter freute sich und erklärte, dass ihr Sohn in der Ukraine auf eine polnische Schule geht. Nach einer Weile sagte sie jedoch mit einem Hauch von Traurigkeit, dass er in diesem Jahr zur Erstkommunion gehen sollte, aber jetzt sei alles offen, und sie weinte. Es war rührend, als ihr Sohn sie umarmte und sie tröstete: „Mama, weine nicht“.
Die Großzügigkeit derjenigen, die Flüchtlinge aufnehmen, ist groß und selbstlos, aber sicher nicht ausreichend. Es ist nicht selten, dass man Möbel kaufen muss, alle grundlegenden Einrichtungsgegenstände einer Wohnung. Es werden Reinigungsmittel, Bettzeug, Kleidung und viele andere notwendige Dinge benötigt. Deshalb können wir alle zu dieser Hilfe beitragen. Unser herzlicher Dank gilt deshalb auch allen, die uns bei unseren Hilfsaktionen geistig und finanziell unterstützen.
Ihre Schönstätter Marienschwestern in Polen
Wenn Sie konkret dieses Projekt unterstützen möchten:
Ihre Spende können Sie direkt an die Marienschwestern in Polen überweisen:
Empfänger SZENSZTACKI INSTYTUT SIOSTR MARYI
IBAN PL 03 1240 1040 1978 0010 4789 2616
BIC PKOP PLPW
Vermerk UKRAINE
Wenn Sie das Geld über die Zentrale der Marienschwestern in Deutschland überweisen und Ihre Adresse vermerken, kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden:
Empfänger Schönstätter Marienschwestern Vallendar
IBAN DE52 7509 0300 0002 1772 26
BIC GENODEF1M05
Vermerk Ukraine