01.04.2022

Neues Leben im „Sonnenwinkel“, BRASILIEN

Schw. M. Mathilde Mang

Hoffnung auf Normalisierung

Seit dem 10. Mai 2021 dürfen die Kinder wieder in unser Kinderzentrum „Sonnenwinkel“ und in die Kindertagesstätte „Mariengarten“ kommen, denn wir erhielten eine Auszeichnung dafür, dass wir alle Vorschriften und Vorsichtsmaßnahmen in der Pandemie berücksichtigen, wie z.B. den Abstand bei den verschiedenen Aktivitäten und Mahlzeiten; Fiebermessen beim Eintritt in das Haus, Desinfektion der Hände und das Tragen von Mund- und Nasenschutz. Jedes Kind bringt seine eigene Wasserflasche mit. Das Butterbrot zum Frühstück und zum Nachmittagskaffee wird in eine Serviette eingepackt.

Da wir wirklich auf alles achten, haben wir von der Stadt seit dem 12. Juli die Erlaubnis erhalten, auch Mittagessen zu servieren. Das Besteck erhalten die Kinder in kleinen desinfizierten Plastiksäckchen. Dies alles verlangt viel von uns und von den Kindern, aber wir nehmen es auf uns, damit die Kinder wieder kommen dürfen und an den Mahlzeiten und Aktivitäten teilnehmen können. Der Abstand zwischen den Personen wurde jetzt schon auf einen Meter beschränkt, aber noch ist die Pandemie nicht zu Ende und wir tun alles dafür, dass wir das Kinderzentrum und die Kindertagesstätte nicht schließen müssen.

Die Kinder hoffen, dass sie in diesem Jahr endlich wieder normal lernen dürfen. Noch sind die Schulen teilweise geschlossen, in manchen wird an ein oder zwei Tagen in der Woche Unterricht erteilt, in anderen läuft der Unterricht online. Obwohl die Regierung jetzt auf der verpflichtenden Teilnahme am Unterricht besteht, haben nicht alle Schulen die Möglichkeit, die notwenigen Desinfektionen und Vorschriftsmaßnahmen durchzuführen.

Angebote im „Sonnenwinkel“ und „Mariengarten“

Derzeit sind 129 Kinder und Jugendliche von 6 bis 14 Jahren bei uns angemeldet, von denen 100 ständig in zwei Gruppen teilnehmen (vor- und nachmittags). Mit Hilfe von Spenden war es möglich, neben den Desinfektionsmitteln auch die nötigen Lebensmittel für die tägliche warme Mahlzeit zu kaufen. Monatlich sind das ca. 1.100 Mittagessen, außerdem Frühstück und Nachmittagskaffee. Darüber hinaus dürfen die Kinder ihrem Wunsch und Talent nach an verschiedenen Arbeitsgruppen teilnehmen: Erlernen eines Musikinstruments (Gitarre, Schlaginstrumente, Keyboard, Geige, Flöte, Viola/Bratsche), traditionelle Tänze, Chor, Theaterspiel, Gymnastik, Computerkurse. In kleinen Arbeitsgruppen werden spezielle Themen aus dem Alltag der Kinder besprochen, wie z.B. Gewalt und Drogen, Solidarität, Dankbarkeit, Pflege der Kultur des Landes, denn im Nordosten des Landes gibt es andere Bräuche als im Süden; jeder Staat Brasiliens hat seine eigene Kultur.

In den beiden Gruppen vom „Mariengarten“ (2-3jährige und 4-5jährige) sind es im Moment 30 Kinder. Auch hier haben wir nun die Genehmigung, mit einer Erweiterung zu beginnen, wo dann 60 Kinder ganztags Aufnahme finden.

Die Lebensrealität der Kinder

Die Kinder, die zu uns kommen, wohnen in den angrenzenden Armensiedlungen. Viele Eltern oder Verantwortliche verloren in der Pandemie ihre Arbeit, und leben von gelegentlichen Putzarbeiten oder vom Papier-, Pappe- und Plastiksammeln. Den Familien wird weiterhin monatlich mit Lebensmittelpaketen und der Verteilung von Putz- und Hygienematerial geholfen.

Adriano, Eric und Cape waren am Ende des vergangenen Jahres etwas traurig, weil sie vor kurzem ihren 15. Geburtstag feierten und wussten, dass sie nun nicht mehr regelmäßig zum „Sonnenwinkel“ kommen dürfen. Aber inzwischen sind sie getröstet, denn wir versicherten ihnen, dass sie am Unterricht ihres geliebten Instrumentes weiterhin teilnehmen dürfen. Auch helfen wir ihnen, eine Lehrstelle in einem Betrieb zu erhalten, wo sie auch ein Taschengeld bekommen, um die Familie zu unterstützen, und ebenso eine Weiterbildung in der Abendschule. Somit haben sie die Aussicht auf eine künftige Arbeitsstelle.

So ist das Kinderzentrum für die Kinder wirklich ein

SONNENWINKEL, „ein versteckter Winkel, in den die Sonne der Freude strahlt

und in die Herzen der Kinder eindringt“, wie unsere Schw. M. Vitoria es nannte, als sie einen Namen für das Kinderzentrum suchte.