„Das ist ja ein Jahrhundert-Ereignis.
Da bin ich auf alle Fälle dabei“,
sprudelt Getrud T. begeistert am Telefon und meint den Besuch der heiligen Theresia von Lisieux im Reliquienschrein. Sie meldet sich für den Tag der Begrüßung (10. Juni) zusammen mit ihrem Mann zum Abendessen an, damit sie nach der Begrüßung und einer Gebetszeit möglichst lange bei diesem „Jahrhundertereignis“ dabei sein kann. Die Vorfreude und Spannung ist durchs Telefon hindurch zu spüren.
Das große Ereignis wird eingeläutet
Um 16 Uhr beginnt das Kapellchenglöckchen das besondere Ereignis einzuläuten. Die Spannung steigt. Die Besucher auf dem Kapellchenplatz schauen erwartungsvoll auf die kleine Prozession, die sich der Gnadenkapelle nähert. Einige Männer tragen den Reliquienschrein, der wunderschöne filigrane Verzierungen mit Rosen hat. Kinder gehen dem Reliqienschrein der kleinen heiligen Theresia voraus. Das erinnert unwillkürlich an ihren Ordensnamen „Schwester Theresia vom Kinde Jesus“. Das Kindsein vor Gott war für sie der Weg zur Heiligkeit. Der Klang des Kapellchenglöckchens verhallt als der Schrein in der Mitte des Platzes abgestellt wird. Es ist ganz still. Alle Besucher schauen erwartungsvoll zur Mitte.
Es „knistert“.
„Liebe kleine heilige Theresia. Wir begrüßen dich ganz herzlich bei uns auf der Liebfrauenhöhe“, mit diesen Worten wird die kleine Heilige von uns Marienschwestern willkommen geheißen. „Du bist uns den Weg des Kindseins vor Gott vorangegangen. Du hast uns den Weg eines großen kindlichen Vertrauens und einer großen Liebe zu Gott vorgelebt. Wir bitten dich, nimm uns mit auf diesem Weg der Heiligkeit.“
Bei den warmen Begrüßungsworten für Therese von Lisieux, „knistert“ es förmlich auf dem Kapellchenplatz. Die Atmosphäre ist so dicht und von tiefer Gläubigkeit geprägt, dass ganz sicher ist: In diesem Reliquienschrein kommt die Heilige zu Besuch. Und wo Heilige sind, ist der Himmel. Das ist einfach erfahrbar und kaum in Worte zu fassen. Wer dafür offen ist, kann ihr begegnen.
Wer so klein sein kann wie dieses Kind …
„Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, dem wird es verloren gehen“, so schallt es wiederholt über die Liebfrauenhöhe. Erlebnisse aus dem Leben der Heiligen, Gedichte und Zitate aus ihrem Leben führen in den „kleinen Weg der Heiligkeit“ ein, den Therese von Lisieux so beschreibt: „Mein Weg ist ganz Vertrauen und Liebe.“
„Bevor die kleine heilige Theresia starb, sagte sie, dass sie im Himmel ihre Sendung fortsetzen würde“, so Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung. Er führt aus: „Sie war (wohl) die erste, die das (deutlich) aussprach, dass unsere Sendung auf Erden auch unsere Sendung vom Himmel aus sein wird. Sie sagte: ‚Wenn ich gestorben bin, werde ich einen Rosenregen über die ganze Erde senden.‘ So ist sie auch heute noch wirksam vom Himmel aus.“
Rosenregen
Auf diese Wirksamkeit der Heiligen vertrauen die Besucher und singen immer stärker:
„Kleine heilige Theresia, ich bitte dich, lass Rosen regnen.“ Sie drücken damit ihr Vertrauen aus, dass die Heilige ihnen Gnaden, Geschenke von Gott, zukommen lässt. In dem Moment werfen Kinder Rosenblätter zum Schrein der kleinen heiligen Theresia, so ist ein kleiner Rosenregen zu erleben. „Das war so schön als die Kinder die Rosenblätter warfen“, äußert Schwester Bernadett-Maria, eine Reutener Franziskanerin, die während der beiden Tage extra auf der Liebfrauenhöhe weilt, um viel Zeit in der Begegnung mit der heiligen Theresia zu verbringen.
Sind wir bereit?
„Therese ist bereit. Sind wir es auch?“, so schließt die Begrüßung vor der Schönstatt-Kapelle. Mit Rosen in den Händen folgen alle Besucher singend und beten dem Reliquienschrein, der in die Krönungskirche getragen wird. Unter feierlichem Orgelspiel ziehen alle in die Kirche ein. Geplant war, dass die Besucher in die Bänke gehen und nach dem Abschluss der Gebetszeit die Rosen zum Reliquienschrein bringen können. Doch die Freude und Begeisterung, die Liebe zur kleinen heiligen Theresia war nicht mehr zu bremsen. Die Besucher strömen direkt zum Reliquienschrein, legen ihre Rosen davor nieder.
„Großer Gott, wir loben dich“ singen die Besucher aus ganzem Herzen und danken Gott für diese Heilige, die hilft, den Weg des Glaubens in kleinen Schritten im konkreten Alltag zu gehen.