Vor 95 Jahren, am 29. Juni 1927, bot Schwester M. Emilie Engel ihr Leben an für die Heiligung der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern.
Eine verborgene Tat,
ein unbemerktes Weizenkorn, das jedoch reiche Frucht brachte.
In welchem Kontext findet dieses Angebot statt?
Erst vor acht Monaten war die Schwesterngemeinschaft gegründet worden und Schwester M. Emilie war eine der ersten Mitglieder. Sie war sich bewusst, dass sie von Gott berufen war, das Fundament der neuen geistlichen Familie zu sein. Seit sie zuvor dem Frauenbund angehörte, wuchs ihre Liebe zu den Schönstatt-Idealen immer mehr und ihr Streben nach Heiligkeit wurde konkreter. So blickt sie in ihrer Exerzitienwoche auf ihr geistliches Leben zurück und erneuert den großen Wunsch ihres Herzens: eine Heilige zu werden.
Heilige in einer Gemeinschaft von Heiligen
Während seines Exils zitierte Pater Josef Kentenich einmal einen Artikel von Pater Lombardi, in dem es hieß: Unsere Zeit braucht keinen isolierten Heiligen, „sondern eine Gemeinschaft von Heiligen“.[1] Pater Lombardi schreibt:
„Es dauert Jahre, bis ein Baum wächst. Ein paar Tage genügen, damit eine Wiese grün wird, wenn schon viele Samen in der Erde sind und ein Sonnenstrahl sie erwärmt“.
Der Baum ist ein Bild für große Heilige. Die Wiese mit ihren vielen kleinen Blumen ist ein Bild für die Gemeinschaft der kleinen Heiligen.
„Viele ‚kleine‘ Heilige müssen sich in einer gemeinschaftlichen Heiligkeit vereinen, die die Erdoberfläche bedecken … Es werden Seelen gebraucht, die es wagen, den Geist des Christentums als ‚Mystischen Leib‘ zu leben. Nicht als Individualisten, nicht als einsame Helden … Eine Gruppe, die einen neuen Lebensstil anstrebt …“
Schwester M. Emilie war überzeugt, dass nur eine Gemeinschaft von Heiligen die für die Umgestaltung der Gesellschaft notwendige apostolische Wirkung entfalten kann.
Sie hat es gewagt, sich wie ein Samenkorn auf den Weg zu machen, den ersten Schritt zu tun, alle Leiden als Unterpfand für die Heiligkeit aller Marienschwestern, der apostolischen Bewegung und der Kirche auf sich zu nehmen, damit auf diese Weise die Welt geheiligt werden kann.
Verbunden mit dem Opfer Christi
Sie vereint ihr Opfer mit dem Opfer Christi in der heiligen Messe, weil sie weiß, dass es dann unendlichen Wert hat. Sie tut dies bewusst durch die Hände des Gründers, in seiner heiligen Messe.
Durch diese rückhaltlose Selbsthingabe wurde Schwester M. Emilie zum Fundament für die Schwesternfamilie und für das Schönstattwerk in seinem ersten Jahrhundert. Wer wird ein solches Fundament für die nächsten 100 Jahren? Vielleicht wartet Gott auf weitere „kleine Emilies“ in allen Schönstatt-Gemeinschaften, in allen Gliederungen des Werkes, damit sie wie Samen gesät werden können, wie kleine Weizenkörner, die sich hingeben, damit überall in Schönstatt Heilige wachsen.
„Herr, lass mich reifen wie ein Weizenkorn, Nahrung für die Hungernden und Bedürftigen.
Lass mein ganzes Leben eine Opfergabe sein, eine totale Hingabe,
dann werde ich leer von mir selbst, und reif für die Ewigkeit sein!“[2]