06.07.2022

Lebens- und Glaubensspur

Schwester M. Annjetta Hirscher

Dank für die Lebens- und Glaubensspur

der kleinen heiligen Theresia

Am Abend des 10. Juni ist Gelegenheit, in der Eucharistiefeier Gott Dank zu sagen für den „Rosenregen“, für die Gnaden, die die kleine heilige Theresia gleich vom Beginn ihres Besuches auf der Liebfrauenhöhe vermittelt. Weihbischof Dr. Johannes Kreidler feiert den Gottesdienst. Er vertritt ganz kurzfristig Herrn Pfarrer Franz Xaver Weber, der krankheitshalber verhindert ist. „Ich komme gerne“, betont Weihbischof Kreidler und übernimmt gleich zwei Gottesdienste in diesen Tagen.

„In dieser Eucharistiefeier wollen wir bewusst danken für die Lebens- und Glaubensspur der heiligen Theresia. Sie hat das Geheimnis des Lebens und Sterbens Jesu in ihrem Leben, ja in ihrer Person abgebildet.“ So stimmt Weihbischof Dr. Johannes Kreidler auf die heilige Messe ein.

Theresias Lebensberufung ist die Berufung zur Liebe

In der Ansprache führt Weihbischof Kreidler aus: „Wollte man das Leben der heiligen Theresia in einem zusammenfassenden Wort charakterisieren, könnte man vielleicht sagen: Theresias Lebensberufung ist die Berufung zur Liebe. Ihr selbst geht diese Berufung bei der Meditation des Hohenliedes der Liebe im ersten Korintherbrief auf. Dieser Abschnitt aus der Bibel lässt sie ausrufen: ‚O Jesus, meine Liebe … endlich habe ich meine Berufung gefunden! Meine Berufung ist die Liebe! Ja, ich habe meinen Platz in der Kirche gefunden und diesen Platz, mein Gott, hast du mir geschenkt.'“

Große Liebe gelebt im kleinen Weg

Weihbischof Kreidler zeigt weiter verschiedene Facetten aus dem Leben der kleinen heilige Theresia auf:

„Therese ist für mich die Heilige einer großen Liebe, die sie lebt in ihrem kleinen Weg; die Heilige, die erfüllt ist von der Liebe Gottes und fast schwärmerisch von ihr reden kann; die Heilige, die die Antwort auf diese Liebe Gottes, also die Liebe zum Nächsten, einübt in den einfachen und alltäglichen Situationen des klösterlichen Lebens. Sie selbst schreibt dazu: ‚Liebe wird nur durch Liebe bezahlt; Liebe wird nur durch Liebe beantwortet.‘ Sind das nicht wertvolle spirituelle Impulse für unser Leben?

Andere liebevoll beurteilen

Dabei macht Therese die Antwort der Liebe nicht zu einem überfordernden Leistungssoll. Bei ihr zählt nicht das vorzeigbare Einheitsmaß. Für jeden ist vielmehr ein anderes Maß an Liebe und Hingabe durch persönliche Anlage ermöglicht und vorgesehen. Äußerst einfühlsam und verständig beurteilt Therese, was jeder zu leben imstande ist. ‚Man muss die anderen immer liebevoll beurteilen‘, wird sie später als Novizenbetreuerin fordern, ‚denn was in unseren Augen als Nachlässigkeit erscheint, ist oft und oft in den Augen Gottes eine Heldentat.‘

Die Gegenwart der ewigen Liebe mit Händen greifen

Sehr schön hat der Theologe Hans Urs von Balthasar dieses Leben der heiligen Therese in Liebe und aus Liebe charakterisiert: ‚Hier greift man mit Händen die Gegenwart einer ewigen Liebe, die die naturhaften Endlichkeiten menschlichen Lebens sänftigt und versöhnt, ja geradezu aufhebt, um das menschlich sich Ausschließende zugleich sein zu lassen: die Begeisterung der Mädchenjahre mit der Klugheit und  Zurückhaltung, die Weichheit mit der Härte, die Hingabe mit der Planung, den kindlichen Gehorsam mit dem scharfen Auge der stellvertretenden Novizenmeisterin, das Bedürfnis nach menschlicher Liebe mit den Anforderungen der karmelitischen Einsamkeit …‘

Thereses Impuls: Ich bin von Gott erwünscht und geliebt.

Was heißt das nun für uns? Therese würde uns sagen: Zuerst geht es gar nicht um das eigene Lieben, um den eignen Einsatz; zuerst geht es darum, Gott, die Liebe, die er zu uns hat, auch zu glauben. Ja, wir Christen – und Christen im Dienst der Kirche zumal – fragen oft als Erstes: Was muss ich tun? Jesus und die Heiligen wie Therese weisen seine Kirche in eine andere Richtung. Sie laden uns ein als Erstes zu fragen: Wer darf ich bei Gott sein? Und ihre Antwort: Jemand, der unbedingt erwünscht und geliebt ist.“