Schönstätter Marienschwester erhält den Förderpreis des Deutschen Terminologie-Tags
Auf dem nächsten Symposion des Deutschen Terminologie-Tags e. V. (DTT) im März 2023 wird
Schwester Carola Maria Tremmel
für ihre Forschung auf dem Gebiet der Terminologiewissenschaft der DTT-Förderpreis 2021 verliehen.
Wie es dazu kam … – ein Blick hinter die Kulissen
Wer hat nicht schon einmal an der Übersetzung eines Textes viel Zeit und Energie verbraucht? Und jedes Mal fängt man fast wieder bei null an. So oder so ähnlich ergeht es mehreren Schönstätter Marienschwestern. Viele Texte sind zu übersetzen, die in der Gemeinschaft rundgeschickt werden, oder viele Bücher und Schriften, die in der Schönstatt-Bewegung grundlegend sind, sollen in der jeweiligen Muttersprache vorliegen.
Könnte man da nicht effektiver zusammenarbeiten, vor allem im Zeitalter der Informationstechnik, in dem Wortschatz und Textbausteine gespeichert und beliebig abgerufen werden können?
Der Traum von einer Datenbank mit Schönstatt-Begriffen
Schw. Carola Maria wagte im Rahmen ihres Übersetzer-Studiums an der Fachhochschule des Sprachen und Dolmetscher Instituts in München ein derartiges Projekt für die Schönstätter Marienschwestern und darüber hinaus. Dabei befragte sie die übersetzenden Schwestern, wie sie bei ihrer Arbeit vorgehen und welche Hilfsmittel sie nutzen. – Nicht selten werden Begriffe, die in der Schönstatt-Spiritualität wichtig sind, in derselben Sprache unterschiedlich wiedergegeben. Zwar gibt es bereits Wortschatzlisten für typische Schönstatt-Begriffe, sie werden jedoch zumeist nicht aktualisiert und fortgeführt. – Könnte man da nicht mehr als Team arbeiten und voneinander lernen und profitieren?
Während ihres Studiums entdeckte Schw. Carola Maria, dass es bei Industrieunternehmen bereits eine solche Praxis gibt. Dort wird in koordinierter Zusammenarbeit ein mehrsprachiger Eintrag für eine sogenannte Terminologiedatenbank erstellt, die dann den international vernetzten Unternehmen bei der Übersetzung von Fachtexten nützlich ist.
Wäre ein derartiger Prozess auch für die Schönstatt-Bewegung denkbar? Schw. Carola Maria träumt davon. Sie konnte in ihrer Bachelor-Arbeit darstellen, dass ein Terminologieprozess auch für die eigene Gemeinschaft entwickelt werden kann und einen hohen Nutzen verspricht. So könnte bereits erarbeitete Terminologie in der Datenbank gesichert und zur Verfügung gestellt werden. Dadurch ließe sich Doppelarbeit vermeiden und der Zeitaufwand für die Übersetzung reduzieren. Zudem könnte ein einheitlicher Sprachgebrauch gefördert und die Qualität der Kommunikation verbessert werden.
Inzwischen hat sie schon einiges in die Tat umgesetzt. Ein Großteil des bisherigen Terminologiebestands Schönstatts konnte sie bereits in eine Datenbank aufnehmen. In den kommenden Monaten wird sie per Videokonferenz den Prozess in der Gemeinschaft vorstellen und zur Mitarbeit einladen. Dann werden die Mitschwestern von der neuen Datenbank profitieren können.
Preisträgerin des Deutschen Terminologie-Tags 2021
Schw. Carola Marias Forschungsarbeit fand großen Anklang: Sie wird im nächsten Jahr mit dem Förderpreis des Deutschen Terminologie-Tags e. V. ausgezeichnet, der für beispielhafte oder besonders zukunftsweisende Arbeiten auf den Gebieten der Terminologiewissenschaft und Terminologiearbeit vergeben wird. Bisher wurden eine Dissertation zu übersetzungsorientieren Fachwörterbüchern, ein Praxisprojekt des Deutschen Instituts für Normung e. V. und eine Master-Arbeit zur Veranschaulichung von Begriffsbeziehungen in einer Datenbank preisgekrönt.
Schw. Carola Maria konnte in ihrer Arbeit darlegen, dass sich terminologische Empfehlungen der Fachliteratur und Prozessmodelle auch für die Anwendung außerhalb der klassischen Einsatzgebiete wie Industrie und Behörden übertragen lassen und eine optimistische Prognose erlauben. Sie zeigte am Fallbeispiel des Säkularinstituts der Schönstätter Marienschwestern, wie ein praxisorientiertes Prozessmodell zur Erarbeitung eines mehrsprachigen Eintrags in einer Terminologiedatenbank entwickelt werden kann. Damit bietet die Arbeit zugleich einen praktischen Leitfaden für Organisationen außerhalb der üblichen Anwendungsbereiche von Terminologiearbeit, um ggf. ein für ihre Zwecke angepasstes Prozessmodell entwerfen zu können.
Der Preis wird beim nächsten Symposion des Deutschen Terminologie-Tags e. V., das vom 2. bis 4. März 2023 in Mannheim stattfinden wird, vergeben. Schw. Carola Maria wird dort ihre Arbeit vorstellen und vorab auch einen Beitrag für den Tagungsband einreichen. Sie hofft darüber hinaus, dass ihr Traum von einer Terminologiedatenbank für die Schönstatt-Bewegung bald Form und Gestalt annimmt und dass sie vielen von Nutzen sein wird. So kann die Datenbank dazu beitragen, dass die Botschaft Pater Josef Kentenichs, des Gründers der Bewegung, in den verschiedenen Kultur- und Sprachräumen authentisch aufgenommen, verstanden und weitergegeben wird.