28.12.2022

Musik und Berufung

Schwester M. Lucila Rusas
Argentinien

Auszeichnung für  akademischen Leistungen

 

Am 26. Oktober 2022, nachdem ich fünf Jahre Studium mit akademischem Abschluss in Volksmusik (Música popular) abgeschlossen hatte, wurde ich eingeladen, eine Auszeichnung für meine akademischen Leistungen an der Pontificia Universidad Católica Argentina entgegenzunehmen. Diese Einladung der Universität bedeutete für mich eine besondere Gelegenheit, einen Blick auf ein wichtiges Symbol zu werfen, das sich durch meine berufliche Laufbahn zieht: die Musik.

Eine Möglichkeit zu verstehen, welchen Raum die Musik in meinem Leben einnimmt, ist, dies vom Symbolischen her zu betrachten. Musik ist ein Teil von mir selbst, sie nimmt einen besonderen Platz in meiner Geschichte und in meiner Entwicklung ein, auf meinem Weg der Selbsterkenntnis und der Selbsterziehung. Die Musik wurde immer mehr zu einer Form, mich auszudrücken und mich zu geben. Durch die Musik erlebe ich, dass Maria mich erzieht und mich vieles lehrt:

  • die Kunst des Hörens, des Wahrnehmens, des Erfassens tiefgründiger Wirklichkeiten …
  • die Kunst des Interpretierens, das Entdeckens des Reichtums, der im Detail liegt …
  • die Kunst, Farben, Rhythmen, Elemente zu kombinieren, zu komponieren, und Mitgestalterin zu sein, das zu nutzen und umzuformen, was uns bereits als Geschenk gegeben wurde …
  • die Kunst, darum zu ringen, auf der Suche nach dem Licht und der Schönheit der Dinge zu sein …
  • die Bedeutung und Verpflichtung, den ganzen Menschen in die Arbeit der Hände einzubeziehen …

Die Möglichkeit, ein Universitätsstudium in Musik absolvieren zu können, war ein großes Geschenk, das mir geholfen hat, durch mehr Erkenntnis in der Liebe zu wachsen. Dank dieses Studiums hat der symbolische Charakter, den die Musik in meinem Leben hat, in meinem eigenen Bewusstsein eine größere Tiefe erlangt. Und heute kann ich – und so hoffe ich es – diesen gewachsenen Schatz für unsere Sendung  zur Verfügung stellen.

Und genau diese Studie kam „hinzu“[1]. Ich trat in die Schwesternfamilie ein kurz nach Beendigung der Sekundarschule, als ich gerade 18 wurde. In meiner Berufsentscheidung war die Frage nach meiner beruflichen Entwicklung präsent, und die Entscheidung, dass mein Beruf Schönstatt sein muss, war klar und konsequent: Ich wollte alle meine Kraft, meine Fähigkeiten und Gaben und all meine Liebe in die Sendung Schönstatts invertieren und in den Dienst der Seelen stellen. Und dazu gehörte eindeutig auch die Musik, die von klein auf in und mit mir gewachsen ist. Der Verzicht auf ein formales Musikstudium war Teil dieser Entscheidung und tauchte zu verschiedenen Zeiten in meinem Ausbildungsweg schon als Marienschwester wieder auf, obwohl Musik immer auch ein Werkzeug war, das mich in meiner apostolischen Arbeit begleitete.

Gott ist ein guter Vater, und er hat dafür gesorgt, dass der geeignetste Moment kam, um mir diese „Zugabe“ anzubieten. Zum Abschluss  der offiziellen  Ausbildungszeit als Marienschwester, nach der endgültigen Eingliederung in die Gemeinschaft, bot mir Sr. Cecilia María, die Provinzoberin, die Möglichkeit an, ein Universitätsstudium in Musik zu absolvieren. Und das mit einem Vorschlag, der für mich „avantgardistisch“ war: Weit entfernt von einer traditionellen Karriere als Komponist, als Dirigent oder als Kirchenmusiker, ging es um einen Bachelor-Abschluss in Volksmusik,  ein Fach, das  neu an der Musikfakultät der UCA eröffnet worden war.

So begann ich 2017 meine Ausbildung auf diesem Universitätsweg, der mich auf sehr vitale Weise mit dem Empfinden und der Seele des Menschen von heute in Kontakt brachte.

Der Studiengang ist so konzipiert, dass ausgehend von der akademischen Musik die verschiedenen populären Musikgenres (Folklore, Rock und seine Derivate, Jazz und seine Derivate, Tango und urbane Genres wie Bossa nova, Fado, Flamenco, eingehend behandelt werden können unter breiten Gesichtspunkten, die historische, technische, interpretative, kompositorische Analysen usw. einbegriffen. Es macht möglich, das Studium traditionellerer Musik mit den Elementen zu integrieren, die uns der Anwendung in der Populärkultur im Laufe der Geschichte näher bringen. Der Studiengang setzt einen wichtigen Akzent auf die musikalische Produktion – unter Benutzung von Technologie und neuen kreativen Konzepten -sowohl in der musikalischen Praxis als auch im kreativ-kompositorischen Einsatz. Es hat mir breit gefächerte Möglichkeiten eröffnet, die unmöglich vollständig erfasst und erforscht werden konnten.

Vor allem ab dem dritten Studienjahr lassen sich die Fortschritte im Schaffen wahrnehmen, in denen sich zunehmend die persönliche künstlerische Prägung widerspiegelt in der wichtigen Suche nach der Entwicklung der eigenen musikalischen Sprache. Im Folgenden einige Beispiele meiner Arbeiten in den kreativsten Fächern, die sich in die anderen integrieren:

Einige Werk- und Klangbeispiele aus den verschiedenen Fächern folgen: (Link)

  • Sounddesign und -produktion

  • Komposition und Arrangements

  • Text und Musik

  • Seminar über Komposition und Arrangements

  • Elektroakustische Komposition

  • In Fächern wie „Sounddesign und -produktion“

haben wir die erlernten Konzepte über verschiedene Aufnahme-, Sampling-, Mixing- und Mastering -Techniken in intervenierte Werke integriert, wie z. B. dieses: „El cosechero“, Ramón Ayala: https://on. soundcloud.com /3TAo9 .

  • In transversalen Fächern wie „Komposition und Arrangements“

haben wir uns in den letzten drei Jahren mit verschiedenen Genres, Formationen oder Arrangementtypen befasst, die auf unterschiedliche Anforderungen eingehen:

eine Original-Zamba für Klavier, „Frau, deine Wurzel“: https://www .youtube.com/watch?v=9ZPsRkxQ3-k

ein Original-Instrumentalstück im 5/4-Takt für eine Combo, „Espacio Interior“ : https://on.soundcloud.com/2Fa7U

an der Milonga de Don Taco von Cacho Tirao (Original für Gitarre), ein Arrangement für Gitarre und Flöte  https://on.soundcloud.com/x8ku6 und ein Orchesterarrangement https://www.youtube.com/watch?v= tx2PZAdJjcU

ein Arrangement der Zamba Azul für gemischten Chor: https://www.youtube.com/watch?v=AHBd0U_ZhJc 

oder über ein Gemälde: Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, die Komposition eines Orchesterwerks: https://www.youtube.com/watch?v=r78DeEx6-LE

  • Im Fach „Text und Musik“

 das Schaffen von Originalstücken in verschiedenen Genres und Formen:

Woman, your root (zamba) : https://on.soundcloud.com/qSXwP

Gegensätze im Aussehen (Pop-Fusion-Konzept): https://on.soundcloud.com/7ucjv

Du hast mir von Josef erzählt : https://www.youtube.com/watch?v=BChAcmetLaA 

  • Im Fach „Seminar über Komposition und Arrangements“

wurde uns die Herausforderung gestellt, auf mögliche Anfragen von „Kunden“ zu reagieren und originelle Lieder zu ganz bestimmten Slogans zu kreieren und zu produzieren:

eine Folklore mit dem Thema „Fluss“ Rio y viña ( Gato Cuyano): https://on.soundcloud.com/XMPNV

ein weiterer unter dem Begriff „akustisch-rhythmischer Pop“, Esta alegría: https://on.soundcloud.com/zwyB5

eine für eine „Theaterfigur“, Im selben Boot: https://on.soundcloud.com/pBrWB

eine andere, die das „Rockballade“-Konzept aufgreift, Wir wollen uns in deinem Bilde spiegeln: https://on.soundcloud.com/sJuuY

einer als „Protest-Rock“, Surge Mujer : https://on.soundcloud.com/917DJ

ein weiterer für eine Solofigur in einem Theaterstück, The Happy Bonfire: https://on.soundcloud.com/4FHRF

und Soloklavierstücke, eines inspiriert vom Disney-Pixar- Kurzfilm „Bao“ (2018), Retener: https://youtu.be/9bb_I0Jliek

und ein weiteres in der Kurzgeschichte El Aleph, von Jorge Luis Borges (1949), Impressions alephians : https://www.youtube.com/watch?v=1mp6sDyCnjE

  • Im Thema „Elektroakustische Komposition“

schweben wir durch ein ganz anderes Universum mit der Komposition eines elektroakustischen Werkes, Sanatorio: https://www.youtube.com/watch?v=Zp01pmVwfEo .

Wie man sieht, war die Tour umfangreich und äußerst bereichernd. Ich habe die verschiedenen Themen: Geschichte und Analyse, das Repertoire und die Technik der Stimme und die Instrumentalensembles, aber vor allem die grenzenlosen Möglichkeiten des Schaffens sehr genossen.

Für die Abschlussfeier der Universität bat man mich, stellvertretend für die Absolventinnen und Absolventen um ein paar Worte. In gewisser Weise fasst dies die zentrale Erfahrung dieser fünf Studienjahre und das wertvollste alles Erlernten zusammen:

Alles ist ein Geschenk, und ich bin dazu aufgerufen, jeden Tag ein Geschenk zu sein.

Link zum Rede-PDFund Video (SPANISCH)

Hier ist ein Link zur Videozusammenfassung der Zusammenstellung https://www.youtube.com/watch?v=CLZN0QhA85c und zur Vollversion https://www.youtube.com/watch?v=dVEmoLE1w80&t=1146s, wo bei Minute 10:24 zu sehen und zu hören ist, wie Sr. M. Lucila ihre Rede hält.

Zum Schluss teile ich die letzte kleine Produktion, die wir für den Marienmonat vorbereitet haben:

Deinen Namen wollen mutig wir verbreiten.“  J. Kentenich

[1] Suche zuerst das Reich Gottes, und alles andere wird dir hinzugegeben werden. (Mt 6, 24-33)