11.02.2023

Wohin auch immer Gott führt

Schwester M. Anne-Meike Brück
Deutschland

Nach drei Tagen …

Gerade einmal drei Tage sind es her, dass ich die Leitung des Tagungszentrums Marienland in Vallendar-Schönstatt übernommen habe. Am späten Nachmittag dieses dritten Tages komme ich an der Rezeption vorbei. Schw. M. Luisa stellt mir voller Freude einen Herrn mittleren Alters vor, der sie gerade ein paar Stunden in den Außenanlagen bei der Arbeit unterstützt hat. Sie macht mich kurz mit diesem Herrn bekannt, und er zitiert: „In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte, …“ Ich fahre völlig verblüfft fort: „… sein Hassen und Lieben deutlich geschrieben.“ (aus einem Gedicht von Friedrich Martin von Bodenstedt, 1819-1892)

Irgendwann würde er diese Schwester wiedertreffen

Es sind die Worte, die ich oftmals zuvor in den Jahren als Wallfahrtsleiterin in Schönstatt in Vorträgen zitiert habe. Es stellt sich heraus, dass dieser Herr vor einigen Jahren an einem Vorbereitungstag mit Kommunionkindern teilgenommen hat. Das genannte Gedicht und der damals dargestellte Zusammenhang im Blick auf das Leben von Pater Kentenich und das eigene Leben hatte ihn sehr angerührt. Und er war sich sicher: Irgendwann würde er diese Schwester wiedertreffen.

Und tatsächlich: Wir trafen uns im Foyer des Tagungszentrums Marienland, drei Tage, nachdem ich die Aufgabe für dieses Haus übernommen hatte. Eine Aufgabe, die mich völlig überraschte.

Dieses Leben prägte mich sechs Jahre lang

Erst vor gut sechs Jahren war ich in das Schönstattzentrum Trier übergesiedelt. Inmitten dieser altehrwürdigen Stadt hatten wir Schönstätter Marienschwestern 1986 ein Grundstück erworben. Uralte Bäume, ein herrlicher Park, zwei idyllische kleine Häuser mit Seminarräumen und einer wunderschönen Ferienwohnung, das Schönstattheiligtum … – sie waren ein lebendiger Mittelpunkt familiären, nachbarschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Motorradsegen und Kindertag zum Tag des Baumes, Konzerte, Familienfeiern oder spontane Begegnungen … prägten nicht nur den Park, sondern auch mein Leben – sechs Jahre lang. Kein Wunder, dass der Abschied schwerfiel.

Gott führt!

Doch die Begegnung im Foyer des Tagungszentrums Marienland – und manch andere Begegnungen, die gleich in den ersten Tagen stattfanden, zeigen: Jetzt ist der vorgesehene Platz ein anderer. Gott führt!

Ja, Gott führt und wohin auch immer er führt:
Die Menschen – die Erfahrungen, die Orte, selbst die Bäume, die wir gesehen – mit denen wir gelebt haben, wir nehmen sie im Herzen mit. Gottes Liebe will uns durch alles in allem erreichen.

Seine Liebe und die Verbundenheit mit Menschen, Orten, Geschehnissen bleiben.