01.04.2023

Wie hat Schönstatt mein Leben inspiriert? – Teil 01

Schwester M. Thomasine Treese
Sydney, Australien

Die Schönstattfamilie Australiens versammelte sich in diesem Jahr zur jährlichen Führertagung beim Heiligtum in Mulgoa, Sydney. Schw. M. Thomasine Treese gab eines von vier Zeugnissen zum Thema:

„Wie hat Schönstatt mein Leben inspiriert?“

Wegen der großen Entfernungen hielt sie, wie andere Referenten auch, ihr Statement via Zoom von Perth aus. Sie stellt es uns zum Nacherleben zur Verfügung.

 Jeden Abend Notizen an Maria schreiben.

Schönstatt hat mich nicht nur inspiriert, sondern ist zu meinem Leben geworden. Mit zehn Jahren besuchte ich das Gymnasium in Schönstatt, das von unseren Schwestern geleitet wurde. Als „Fahrschülerin“ hatte ich die Möglichkeit, fast jeden Morgen an der hl. Messe im Urheiligtum teilzunehmen, und am Nachmittag dort nochmals einen kurzen Besuch zu machen, bevor der Zug mich nach Hause brachte.

Mit 12 Jahren trat ich der Schönstattjugend bei. Irgendwann begeisterten mich die Biografien der jungen Studenten der Gründergeneration, wie Josef Engling, Max Brunner usw. Es war nicht nur ihre Faszination für die Ideale Schönstatts und ihr apostolischer Eifer, die ich bewunderte, sondern mehr noch ihr persönliches Streben, das sich in ihren Tagebuchnotizen widerspiegelte. Es schien wie ein Gespräch mit der Gottesmutter zu sein, der sie ihr in einigen Zeilen über das Schöne und weniger Gute am Tag mitteilten. Diese Idee gefiel und so begann auch ich mit meinen Notizen an die Mutter Gottes.

Das Leben dieser ersten Schönstatt-Helden, wie wir sie nannten, beeindruckte mich so sehr. Wie sie wollte auch ich Großes für Gott und die Menschen tun. Mit etwa 15 Jahren stand mein Leben schon ziemlich fest: Mein Liebesbündnis mit seinen Idealen zu leben und Gott in der Mission, am liebsten in Afrika zu dienen.

Eine große Mission für die Kirche und Welt.

Sehr beeindruckt hat mich auch eine meiner Lehrerinnen, eine Schönstätter Marienschwester, die für Schönstatt glühte und auch besonders für P. Kentenich, der damals in Milwaukee lebte – im Exil.

Sie öffnete Herz und Sinn für sein Charisma und seine große Sendung für Kirche und Welt. Dass er im Exil war, störte uns keineswegs, denn wir waren ganz erfüllt von den Idealen der Schönstattbewegung und von dem, was wir täglich am Ursprungsort Schönstatts erlebten. Wir waren bereit, Opfer zu bringen und zu beten, dass der Gründer bald in die Heimat  zurückkehren könne.

Diese Schwester schlug mir vor, P. Kentenich in Milwaukee zu besuchen. Aber ich wollte nicht, ich hatte einfach Angst. Ich war schüchtern, wusste nicht so recht, worüber ich mit so einem großen Gründer sprechen könne. Ich hatte keine Probleme, denn mein Leben stand fest: Ich würde in die Missionsabteilung der Schönstätter Marienschwestern eintreten und dann mein Leben irgendwo in der Mission beginnen.

Doch die Schwester drängte mich weiter und erzählte mir, dass jeder, der unseren Gründer besuchen würde, durch die bloße Begegnung mit ihm ein besserer Mensch würde. Solch eine augenblickliche Wandlung klang für mich wünschenswert, weckte meine Neugier, aber ich war immer noch nicht bereit, dorthin zu reisen.

Stattdessen begann ich nach meinem Studium meine Lehrtätigkeit. Und nach zwei Jahren entschloss ich, meinen Beruf aufzugeben und in unsere Gemeinschaft für die Mission einzutreten. Ich war mir sicher, dass dies der richtige Weg war. Aber dort sagte man mir, ich könne nicht sofort in die Gemeinschaft eintreten, weil es zurzeit niemanden gäbe, der auch in die Mission gehen wollte. Ich solle noch ein halbes Jahr warten.

Eine Tür wird geschlossen – eine andere Tür öffnet sich.

Hat Gott die Tür geschlossen und eine andere geöffnet, die Tür nach Milwaukee? Und dennoch zögerte ich. Dann wurde mir vorgeschlagen, meine Lebensgeschichte aufzuschreiben und sie P. Kentenich vorlesen. Er würde für alles Weitere sorgen. So machte ich mich mit bangem Herzen auf den Weg nach Milwaukee. Ich war fest entschlossen, nichts anderes zu tun, als im Haus der Schwestern für meinen Unterhalt zu arbeiten, P. Kentenich zu besuchen und dann nach vier Monaten nach Deutschland zurückzukehren und in unsere Gemeinschaft für die Mission einzutreten. Das war mein Plan.

Ich war nervös, Pater Kentenich zu treffen und doch auch neugierig, einem großen Gründer zu begegnen und zu erleben, wie er vorgehen würde, um Menschen und hoffentlich auch mich zu einem besseren Menschen zu machen.

Als ich ihn dann in Milwaukee nach einer Andacht im Heiligtum zum ersten Mal sah, war ich etwas überrascht, denn er war anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte: Er war klein und hatte eine hohe Stimme, aber er war liebenswürdig, einfach, herzlich, begrüßte alle Leute und auch mich und sagte mir, dass er mich erwarte. Das entspannte mich ein wenig.

– Teil 02  hier-