15.04.2023

Auf den zweiten Blick – 02

Sr. M. Anrika Dold; Susanna Denkinger; Illustration: Sr. Francine-Marie Cooper

„Fassen wir jedes geschaffene Ding auf

als ein großes Bilderbuch Gottes,

als ein Lesebuch über ihn.“ J. Kentenich

Staubsauger

Und dann geschieht es wieder: Mitten im Gottesdienst spürt sie, wie ihr alles entgleitet und wie sie zur Seite wegsackt. Die junge Frau meint auf die Frage, wie das ist, auf einmal bewusstlos zu werden: „Es ist wie ein Sog, den man zwar noch spürt, gegen den man sich aber nicht mehr wehren kann – wie bei einem Staubsauger, der einen verschluckt.“ Schon seit Jahren lebt sie mit einem Herzschrittmacher. Erlebte Ohnmacht.

Gertraud von Bullion*, eine der ersten Frauen, die bei Schönstatt mitmacht und dann an Tuberkulose erkrankt, sagt einmal:

„Ich möchte keinen meiner Krankheitstage hergeben, obwohl sie mir so viel raubten …
Sie haben mir Reicheres gebracht – die Gottesnähe. Nicht immer, aber oft.“

 Mein Unvermögen im Alltag: Wie ein Staubsauger, der mich in sich hineinziehen will, oder eine Lernerfahrung trotz allem? Ohnmachtserlebnisse, die „Reicheres“ bringen: dass ich auf einmal Gott spüre. Habe ich das schon mal erlebt? Gottesnähe. Vielleicht nicht immer, aber immer wieder.

MARIA,

es ist nicht leicht, mit Schwächen umzugehen. Aber du sagst mir: Vertraue – Gott ist dir nah. Vertrau dich ihm an! Er ist nur ein Gebet von dir entfernt! Wenn du in deinem Leben in eine Situation kommen solltest, in der du selber die Kontrolle verlierst und wirklich Hilfe brauchst, lad Gott ein!

HEUTE

Ich lege heute etwas, was mich belastet, vertrauensvoll in die Hände Gottes und bitte ihn, mich seine Nähe spüren zu lassen.

 

*   Gertraud von Bullion

vollständiger Name Gertraud Gräfin von Bullion, geboren am 11. September 1891 in Würzburg; verstorben am 11. Juni 1930 in Isny. 1914 -1918 im ersten Weltkrieg freiwillige Rotkreuzschwester in Lazaretten in Frankreich und Belgien, 1917 erste Begegnung mit der Schönstattbewegung, Kontaktaufnahme mit Pater Kentenich.
Gemeinsam mit ihrer Cousine Marie Christmann wird sie am 8. Dezember 1920 als erstes weibliches Mitglied in die Schönstattbewegung aufgenommen. Das ist der Gründungsakt des Schönstatt- Frauenbundes. Anfang Januar 1921 wird bei ihr Tuberkulose diagnostiziert. Sie stirbt 1930 in einem Krankhaus in Isny und wird auf dem Friedhof in Kempten in der Gruft der Familie von Bullion bestattet.