Brennende Herzen
– und Füße auf dem Weg
26 Schwestern wallfahren 75 Kilometer zum Nationalheiligtum in Aparecida, Brasilien
„Wie oft war in der Weltgeschichte das Kleine und Unansehnliche die Quelle des Großen und Größten. Warum sollte das bei uns nicht auch der Fall sein können? Wer die Vergangenheit unserer Kongregation kennt, dem wird es nicht schwer zu glauben dass die göttliche Vorsehung mit ihr noch etwas Besonderes vorhat.“[1]
Dies erlebten wir bei der Idee, einer Wallfahrt zur Basilika Unserer Lieben Frau von Aparecida, der Schutzpatronin Brasiliens, um religiöse Berufungen zu machen.
Brennende Herzen – und Füße auf dem Weg
Angetrieben vom Motto des Berufungsjahres in Brasilien „ Corações ardentes, pés a caminho (Die Herzen brennen, die Füße sind auf dem Weg)“ (vgl. Lk 24,32-33), waren wir motiviert, uns auf den Weg zu machen und Opfer der Liebe zu bringen, wie es viele Menschen tun, die zu den Marienwallfahrtsorten in unserem Land kommen. Die Idee war, mit einigen Schwestern diese Pilgerwallfahrt zu Fuß zu machen und die Mutter Gottes zu bitten, der ganzen Kirche und besonders unserem Institut Berufungen zu senden. Aber als wir diesen Vorschlag der Provinz unterbreiteten, entzündeten sich viele Herzen für diese Idee, und sogar die älteren Schwestern wollten daran teilnehmen.
Wir organisierten die Route, das Betreuungsteam und die physische Vorbereitung. Es gab zwei große Gruppen: „Füße auf dem Weg“ (die Schwestern, die die drei Tage oder nur die letzten 15 km zu Fuß unterwegs waren) und die Gruppe „Brennende Herzen“ (alle Schwestern, die mit vielen Gebeten und Gaben zum Gnadenkapital geistlich mitgingen).
Schritt für Schritt in Anbetung, Sühne, Dank und Bitte
Der Pilgerweg begann in der Stadt Caçapava/SP, 75 Kilometer von Aparecida entfernt. Die gesamte Strecke war Schritt für Schritt von vielen Gaben ins Gnadenkapital, von der Einheit unter den Schwestern und der gegenseitigen Sorge geprägt. Während sich unsere Füße in Richtung Nationalheiligtum bewegten, pilgerten wir auch in unser Inneres und erneuerten unsere Berufung. Jeder Tag stand unter einem Thema: Sühne, Dankbarkeit und Bitten.
Viel Unterstützung und Ermutigung
Es gab auch viel Solidarität und Freundlichkeit von den Mitgliedern der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, die während der ganzen Reise keine Mühen scheuten, um uns Wasser, Obst, Essen und Unterstützung auf der Reise anzubieten, mit einer übernatürlichen Freude, die nur die haben können, die ihr Herz Gott und der Gottesmutter schenken. Sie erwarteten die Ankunft der Schwestern mit Freude, mit Liedern und Zeichen der Solidarität. An einigen Stationen hielten wir auch Zeiten der Anbetung vor dem Tabernakel in den Gemeinschaften.
Beeindruckend war auch die Unterstützung und Ermutigung durch die Menschen, die an uns vorbeikamen: Autos hupten, Menschen sprachen motivierende Sätze und erinnerten uns daran, dass wir nicht allein unterwegs waren. Die Gottesmutter war mit uns und gab uns bei jedem Schritt Kraft. Wir spürten, wie wir wirklich eine echte Gegenwart Marias mitten in der Stadt sein konnten:
Wie Maria auf dem Weg zu Elisabeth.
Einige Schwestern erzählen uns ihre persönlichen Eindrücke:
Für mich persönlich war dieser Weg eine Zeit der großen Gnade, in der sich der Vatergott und die Gottesmutter in unserem Leben offenbaren. Was mich am meisten beeindruckt hat, war unsere Freude, unsere Einheit, unser Engagement, diesen Weg wirklich zu bewältigen. Ich glaube also, dass die Gottesmutter und der Vater mit uns waren und diesen Weg für uns vorbereitet haben. (Sr. M. Alessandra Sissa)
Es war sehr bewegend, die Großzügigkeit, das Geben und die Freude der Freiwilligen zu erleben. Sie und Gott selbst haben uns verwöhnt, wenn sie uns Schatten, Kühle, Regen, Sonnenschein, Regenbögen und Schutz schickten und wir alle gesund an unserem Ziel ankommen konnten. Alles war eine große Erfahrung von Gnade und Barmherzigkeit! Das Mittragen unzähliger Anliegen gab uns die Kraft, Schmerzen und Müdigkeit zu überwinden und zuversichtlich weiterzugehen! Die Gespräche untereinander auf dem Weg waren eine Erfahrung von Familie. Das Schönste war für mich, ehrlich gesagt, nicht das Erreichen der Ziellinie, sondern der ganze Weg! Ich habe diese Erfahrung sehr geschätzt, und wenn der Vater es mir erlaubt, würde ich gerne wieder daran teilnehmen, wann immer ich die Gelegenheit dazu habe! (Sr. M. Ana Paula Ramos Hipólito)
Es war eine sehr bemerkenswerte und tiefgreifende Erfahrung für unsere Gruppe, die aus einer kleinen Familie reifer Frauen bestand. Viel mehr als das, was jeder einzelne wollte, war das Wohl der Gruppe. Wie viele Dinge jeder zurücklassen musste, um weiterzukommen … Der fürsorgliche Blick füreinander, die Bereitschaft zu helfen, auch wenn der andere seine Bedürfnisse nicht äußerte. Es war ein Weg, bei dem jeder die Schritte des anderen mitgegangen ist. Das hat mich wirklich beeindruckt! Für mich hat das sehr viel mit der „Synodalität“ zu tun, die Kirche anstrebt! Wir waren auf dem Weg, aber es interessierte sich jede von uns für die anderen. Wir waren eine Gemeinschaft, die sich von einem Ideal leiten ließ, und deshalb waren Respekt und Freude grundlegende Töne (Sr. M. Isabel Machado).
Ich glaube, wir waren wirklich eine Gruppe von Zeugen. Ein Zeugnis derer, die glauben, beten, opfern und lieben. Für mich hatte diese Reise zwei Wege: einen, den wir zu Fuß gegangen sind, und einen anderen, den wir innerlich gegangen sind, indem wir uns von derem Gnade berühren ließen und die erste Liebe zu unserer eigenen Berufung erneuern konnten. (Sr. M. Nilza P. da Silva)
Ich glaube, dass dieser Pilgerweg ein noch größeres Engagement für die eigene Berufung und für neue Berufungen offenbart hat! Es entstand eine übernatürliche Atmosphäre; Opfer, Gebet und schwesterliche Hingabe kannten keine Grenzen. Es war eine gegenseitige Hilfe, Ermutigung und Unterstützung. Wir haben aneinander geglaubt. So haben wir die Kraft gewonnen, gemeinsam zu gewinnen.
Die Laien und Ordensleute, die uns an den verschiedenen Orten so freudig empfangen haben, haben uns die Liebe und Fürsorge der Vorsehung Gottes gezeigt, eines Gottes, der offenbart hat, wie sehr er uns braucht, dort, wo wir in unserer Aufgabe und Mission unterwegs sind, als Werkzeuge in den Händen der Gottesmutter.
Danke, dass ich an dieser Erfahrung teilhaben durfte, die in unseren Herzen und in der Geschichte unserer Provinz bleiben wird! Die Zukunft wird den Segen dieser heiligen Stunden offenbaren! (Sr. M. Carmem Zenovello)
Alles wurde der Gottesmutter übergeben
Als wir im Heiligtum der Mutter von Aparecida ankamen, wurden wir von einigen Schwestern, unserer Provinzoberin, Schwester M. Silvia Regina Formagio, und Herr Dr. Bernd Biberger, unserem Generaldirektor, empfangen. Gemeinsam zogen wir vor die Gottesmutter von Aparecida und trugen zu ihr die Anliegen und Bitten aller um Berufungen. Wir waren dankbar für die vielen eifrigen Herzen, die sich auf den Weg machten, um die Pilgernde Gottesmutter zu anderen Familien zu bringen.