– und Tage voller Leben!
Ein Besuch bei der ungarischen Schönstattbewegung
Jeden Sommer füllt sich das Schönstattzentrum in Óbudavár, Ungarn, mit Leben. Eine Familientagung löst die andere ab. Sr. Gertrud-Maria Erhard begleitet jede dieser Tagungen mit großem Engagement und Know-how und zugleich mit viel Sensibilität gegenüber der Gesamtgruppe und jedem einzelnen Ehepaar. Die Dankbarkeit und aufrichtige Wertschätzung der Ehepaare für ihren Einsatz wird vor allem in der Ernterunde deutlich spürbar.
Jede dieser Familientagungen hat ihr eigenes Gepräge und doch ist vieles gemeinsam. Alles gehört dazu: Urlaub, Austausch, Input, Paargespräch, Spiel, Spaß und auch eine gemeinsame Gestaltungsfreude, die im und um das Schönstattzentrum sichtbar wird.
Etwas davon konnten wir in diesem Sommer miterleben. Davon einige Impressionen:
Impulse und Gedanken, die berühren:
Jeder Morgen hat seinen Rhythmus. Der Saal füllt sich mit den Ehepaaren, während die Kinder ihr eigenes Programm beginnen. Für die Erwachsenen heißt es erst einmal still werden beim „Vorkosten“ und „Nachkosten“ nach der bewährten Gebetsmethode Pater Kentenichs. Es gilt, alle Erfahrungen des vergangenen Tages im Herzen zu bewegen und den Gott des Lebens in den persönlichen Momenten zu entdecken.
Danach gibt es handfesten Input, das heißt, wenigstens einen, meistens zwei Vorträge, mit anschließendem Paargespräch. Ein breites Themenspektrum tut sich auf, so vielfältig, wie der Alltag ist.
Manches ist ungewohnt und lässt spontan aufhorchen. So zum Beispiel der Vortrag „Organisches Denken“ von Ehepaar Viktor und Zsuzsi Soósa. Die Blicke in die Runde verraten die unausgesprochene Frage: Wie kommt man auf solch ein Thema? Die Antwort gibt Ehepaar Soósa bereits am Beginn ihres Vortrags. Da sie Deutsch können, wurden sie gebeten, einen Text von Pater Kentenich zu übersetzen. Es war der Text der Predigt vom 31. Mai 1949. Zweimal, als Zsuzsi Soósa die Übersetzung fertig hatte, stürzte der Laptop ab und sie musste wieder von vorne anfangen. Doch genau das eröffnete ihr ein tieferes Verständnis des Textes. Seither ist die Predigt von Bellavista nicht nur ein Meilenstein in der Schönstattgeschichte, sondern auch in der Geschichte ihrer Ehe und Familie.
„Die Gedanken haben uns wirklich unglaublich berührt, auch wenn wir vieles davon noch nicht verstanden haben“, so Ehepaar Soósa. Und für alle, die sie erleben, ist offensichtlich, darüber haben sie nicht zum letzten Mal gesprochen
Hier hat sich die Gottesmutter ein Werkzeug gesucht, um die Botschaft des 31. Mai in Herz und Geist der Ehepaare zu schreiben.
Natürlich darf auch ein Blick auf die Kindererziehung nicht fehlen. Dazu referiert ein Paar, dessen eigene Kinder schon ausgezogen sind und die seit einem Jahr einen zwölfjährigen Jungen bei sich aufgenommen haben: „Erziehung ist eine Tätigkeit, die wir lernen müssen, aber wenn sie nicht vom Geist durchdrungen ist, wenn wir der Gnade keinen Raum lassen, ist alle Mühe umsonst … Doch wir haben Glück, denn Schönstatt ist eine Erziehungsbewegung. Als unsere Kinder eingeschult wurden, spürten wir mehr und mehr eine Last, die unsere Kräfte überstieg. Durch das Liebesbündnis haben wir eine besondere Ressource … Maria hat versprochen: „Ich will die jugendlichen Herzen an mich ziehen und sie erziehen.“
Ineinander eingeschriebene Herzen
Besonders spürbar ist der Stolz der ungarischen Schönstattbewegung auf die im letzten Jahr gefundene Sendung ihres Heiligtums: „Ineinander eingeschriebene Herzen“.
„Wir haben uns der Sendung des Heiligtums auf vielfältige Weise genähert“, so ein Ehepaar. „Heute bereiten wir uns darauf vor, die Form zu finden, eine Kultur zu entwickeln, wie wir uns das Ideal zu eigen machen.“
Jedes Ehepaar bekommt ein kleines Holzkästchen mit diesem ausdruckstarken Symbol der ineinander geschriebenen Herzen, so erklären sie weiter. „Es ist ein langer Prozess, die Einschreibung des Herzens in das Herz eines anderen. Es ist ein geheimnisvolles tiefes Symbol. Man kann ein Leben lang daran arbeiten.“
Länger gearbeitet wurde sicher auch an dem Grundstein, in dem die Sendung eingemeißelt ist und der während des Heiligtumsfestes am Samstag, 6. Juli 2024 von Erzbischof Dr. György gesegnet wurde. Wenige Tage später ist der Grundstein in die Mauer des Heiligtums eingefügt.
Ein Anlass für dieses Heiligtumsfest ist der 15. Todestag von Csaba Ozsvári. Ein Tag, der der Schönstattfamilie in Ungarn unverlierbar eingeprägt ist. Csaba Ozsvári war Goldschmied und schuf ausschließlich sakrale Kunst, mit der er über die Landesgrenzen Ungarns hinaus bekannt wurde. Er gehörte zum 3. Kurs des ungarischen Familienbundes. Am 9. Juli 2009 unmittelbar nach der feierlichen ersten Weihe seines Kurses brach Csaba Ozsvári in Óbudavár neben dem Heiligtum zusammen und starb. Es war ein Augenblick, den niemand fassen konnte, doch gerade in dieser Erschütterung wuchs die Überzeugung, dass er sein Liebesbündnis mit der Hingabe seines Lebens besiegeln durfte.
„Ich halte das für die wichtigste menschliche Tugend: treu zu sein der Aufgabe, die Gott uns anvertraut hat, dem Menschen, an den ich mein Leben gebunden habe, meiner Frau, meiner Familie und auch meiner Kirche und meinem Land.“
Die Todesstelle ist bis heute markiert und wird immer wieder zum Ort der Begegnung. Csaba Ozsvári ist zum lebendigen Grundstein für Schönstatt in Ungarn geworden.
Die Schönstattfamilie arbeitet mit anderen kirchlichen Stellen daran, seine Seligsprechung einzuleiten.
„Wir haben ihr Leben gesehen und das hat uns gefallen.“
Man sagt, die ungarische Sprache sei eine der schwersten Sprachen. Wie dem auch sei, wir sind auf jeden Fall keines Wortes mächtig und können auch nichts verstehen. Umso dankbarer ist man dann für so bereitwillige und fröhliche Übersetzer, die immer zur Stelle sind.
Das Leben allerdings spricht für sich und das mit jedem Tag mehr. Viele bereichernde Gespräche werden uns in diesen Tagen geschenkt und Worte prägen sich ein.
Ehepaar Soós sagt uns nach ihrem Vortrag: „Wir machen unsere Vorträge nicht einfach über „Themen“ oder über das, was wir wissen, sondern über die Fragen, die wir haben und welche Antworten wir in Schönstatt darauf finden.“ Und Ehepaar Török, das Bewegungsleiter-Ehepaar in Ungarn, erklärt uns: „Wir möchten heilige Familien werden.“ „Das ist das Wichtigste. Wir bauen mit Opfern und Gebeten und Beiträgen in den Krug.“
In dieser spontanen Antwort liegen so viel Freude und Überzeugung. Zugleich schwingt mit, wieviel Kraft daraus fließt, wenn es möglich wird, so das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu meistern.
In einem Gespräch erzählt uns ein junges Ehepaar, wie sie Schönstatt in Óbudavár kennengelernt haben, von ihren ersten Treffen, Erlebnissen und davon, dass Schönstattfamilien sie damals eingeladen haben. Zum Schluss lehnt sich die junge Frau lachend zurück und sagt einfach nur: „Wir haben ihr Leben gesehen und das hat uns gefallen.“
Ja, das ist es. Eigentlich gibt es auch für uns kein passenderes Wort, um die Erfahrungen dieser Tage zusammenzufassen:
„Wir haben das Schönstatt-Leben in Ungarn gesehen und das hat uns gefallen!“