16.09.2024

Eine Schule in Wayanad, Kerala, Indien

Schw. M. Angeline Muthirakalayil
Indien

Erziehung zu festen, freien Persönlichkeiten

Für uns ist es eine Freude, dass unsere indische Gemeinschaft wächst und junge indische Mitschwestern verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen. Sie arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an verschiedenen Orten in pädagogischen, sozialen und pastoralen Projekten und Einrichtungen. Dank vieler Spenden wird es möglich, zahlreichen Kindern zu Bildung, Erziehung und Entwicklung zu verhelfen.

Schwester M. Angeline Muthirakalayil ist Lehrerin an einer unserer Schulen in Indien. Sie berichtet vom Aufbau und Leben an unserer Schule.

Feste und freie Persönlichkeiten heranbilden

ist seit Beginn ein zentrales Ziel der Schönstattbewegung. Heute möchte ich speziell über unsere Art der Erziehung in unserer Schule in Wayanad, einem Bezirk im nördlichen Kerala, Indien, berichten. Es ist eine hügelige Landschaft, die für ihre schöne Natur, ihre Wälder und für die vielen Stammesgemeinschaften, die hier leben, bekannt ist. Die meisten Menschen betreiben eine Landwirtschaft. Da es in den Wäldern noch wilde Tiere gibt, werden immer wieder Menschen Opfer von Angriffen dieser Tiere, z.B. von wilden Elefanten und Tigern, und oft wird auch der landwirtschaftlich bebaute Acker von wilden Tieren zerstört.

Wir haben in dieser Gegend in einem kleinen Dorf namens Moolithode vor 26 Jahren die Leitung einer bereits bestehenden, ärmlichen Schule übernommen. Dank Ihrer Hilfe konnten wir viele Renovierungsarbeiten durchführen, Klassenräume neu einrichten, einen Kindergarten aufbauen und gutes Unterrichtsmaterial anschaffen.

Zurzeit betreuen und unterrichten wir ca. 275 Kinder von 3 bis 11 Jahren. Mehrere Schwestern haben eine entsprechende Qualifikation erworben, um guten Unterricht zu gewährleisten. Hier lernen Schüler und Schülerinnen verschiedener Religionen wie Hindus, Muslime und Christen und auch die Kinder der Ureinwohner gemeinsam.

Die Kinder, die aus den Stammesgemeinschaften in unsere Schule kommen, gehören zur „Paniya-Gruppe“ und leben am Rande der Gesellschaft. Die Eltern dieser Kinder sind Analphabeten, sowohl Vater als auch Mutter sind oft alkoholabhängig und suizidgefährdet. Zudem wissen sie nicht, wie sie für die Zukunft sorgen können. Alles, was sie verdienen, geben sie noch am selben Tag aus, und wenn sie keine Arbeit haben, müssen sie hungern. Sie werden auch oft von Leuten, die sie beschäftigen, um ihren Lohn betrogen.

Um die Lebensbedingungen dieser armen Menschen zu verbessern, spielt Bildung eine sehr wichtige Rolle. Normalerweise sind diese Kinder sehr introvertiert und zögern, in die Schule zu gehen; auch ihre Eltern ermutigen und unterstützen sie zu diesem Schritt nicht. Die beste Möglichkeit, diese Kinder „anzulocken“, besteht darin, ihnen in der Schule ein Zuhause zu geben, sie mit Frühstück und Mittagessen zu versorgen (das die Regierung bezahlt), ihnen die Möglichkeit zu geben, mit dem Auto zur Schule zu kommen, ihnen gute Kleidung, Bücher und alle notwendigen Dinge zu geben, die sie zum Lernen brauchen.

Neben dieser kurzen Erklärung der familiären Situation möchte ich Ihnen aber auch zeigen, wie wir uns auf die allseitige Entwicklung der Kinder in unserer Schule konzentrieren.

Das Motto unserer Schule heißt:

„Wir wollen freie und feste Persönlichkeiten bilden …“

Diese Zielsetzung wurde von unserem Gründer, Pater Josef Kentenich, schon im Jahr 1912 als Konzept genannt und ist auch heute in unserer Situation sehr zutreffend.

Als Schönstätter Marienschwestern, als Schwestern der Gottesmutter, der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt, bitten wir, dass sie sich um die Kinder und ihre Familien kümmert, die in unsere Schule kommen! Deshalb haben wir eine Statue der Gottesmutter gegenüber dem Eingang errichtet, wo die Kinder unser Gelände betreten. Maria empfängt alle Kinder und ihre Eltern, und es ist sehr schön zu sehen, mit wie viel Liebe und Hingabe die Kinder und ihre Eltern aus allen Religionen Maria mit Blumen begrüßen, die sie für sie aus ihren Häusern mitgebracht haben.

Der Vater der indischen Nation, Mahatma Gandhi, sagte: „Unter Bildung verstehe ich die allseitige Heranziehung des Besten im Kind und im Menschen – in Körper, Geist und Seele.“ Das schlägt sich in unserem Motto nieder:

„Forming a free and firm personality.“

Wir geben den Kindern, wie in jeder anderen Schule, qualifizierten Unterricht, und schaffen gleichzeitig Orte, an denen sie ihre Kreativität und sozialen Werte entwickeln können.

Einige unserer Projekte in Wayanad:

1.   Ich bringe, was ich kann …

An jedem Mittwoch bringt jedes Kind unserer Schule einen kleinen Geldbetrag (mindestens ein Rupie) mit und legt ihn in eine Dose, die im Klassenraum aufbewahrt wird. Wir informieren die Eltern zu Beginn des Schuljahres im Juni darüber und erinnern die Schüler dienstags daran. Nach einigen Monaten öffnen die Lehrer im Beisein der Schülerinnen und Schüler die Dosen und zählen das Geld. Mit diesem Geld helfen wir den armen Menschen, wie z.B.: Hühner kaufen und verschenken, Medikamente für mittellose Krebspatienten oder Kranke erwerben, gute Kleidung für die Schüler, die nichts Gutes haben und so weiter…

2.  Lebe mit der Natur … lege einen Gemüsegarten an

Indien ist ein landwirtschaftlich geprägtes Land und die Menschen sind mit der Natur verbunden. Aber aufgrund der Entwicklung der sozialen Medien und nach Corona hat die jüngere Generation oft eine Abneigung gegen Erde und Landwirtschaft und verbringt mehr Zeit vor dem Computer, vor dem Fernseher oder auch mit dem Smartphone.

Wir sehen eine Tendenz bei den Kindern, immer allein zu sein oder Hemmungen im Miteinander zu haben. Um sie für verschiedene Gruppenaktivitäten zu motivieren und sie auch in die Natur einzubinden, stellt unsere Schule ihnen Gemüsesetzlinge oder Samen zur Verfügung.

Sie pflanzen diese mit Hilfe ihrer Eltern und Geschwister bei ihren Häusern ein und kümmern sich um die Gemüsepflanzen. Außerdem führen sie ein Tagebuch, in das sie ihre Beobachtungen über das Wachstum der Pflanzen eintragen und was sie – zu Hause gemeinsam – für die gesunde Entwicklung dieser Setzlinge getan haben. Zwischendurch besuchen die Lehrer diese Gemüsegärten und zeichnen die Schüler aus, die den besten Gemüsegarten haben. Auch in unserer Schule haben wir einen Gemüsegarten, der von den Lehrern und Lehrerinnen und von den Kindern in ihrer Freizeit gepflegt wird, Dieses Gemüse wird für die Nachmittagsmahlzeiten verwendet, die wir für alle Kinder der Schule zubereiten.

 3. Eine Zeitung in jeder Klasse …

Mit dem Aufkommen von Smartphones und anderen sozialen Medien ist die Lesebereitschaft der Kinder erschreckend zurückgegangen. Unsere Schule eine Grundschule bis zur 5. Klasse, in der die Kinder das Lesen und Schreiben grundlegend lernen. In der ersten und zweiten Klasse lernen sie das Alphabet, und in der dritten bis fünften Klasse sind sie in der Lage, die Inhalte der Zeitungen zu lesen und zu verstehen. Um ihnen einen Einblick in die verschiedenen Themen und die täglichen Geschehnisse in der Gesellschaft und der Welt zu geben, haben wir für jede Klasse eine Zeitung in unserer Regionalsprache Malayalam bereitgestellt.

Um ihre Auffassungsgabe und ihr Gedächtnis zu testen, veranstalten wir einmal pro Woche einen Quiz-Wettbewerb, der auf den Informationen der Zeitungen der vergangenen Woche basiert, und verteilen Preise an die Gewinner. Dies ermutigt die Kinder zum Zeitung lesen und macht sie wettbewerbsfähig und hilft ihnen, ihr Allgemeinwissen zu erweitern.

 

Schw. M. Angeline Muthirakalayil

 

Wenn Sie dieses Projekt unterstützen möchten, sind die Schwestern dankbar.

Kontaktadresse in Deutschland: Missionszentrale der Schönstätter Marienschwestern:

Ansprechpartnerin: Schwester M. Liane Kipper, Berg Schönstatt 6, 56179 Vallendar,
Telefon: 0261 6404-315. E-Mail: missionszentrale@s-ms.org,
Homepage: www.missionszentrale-s-ms.org und www.schoenstaetter-marienschwestern.org
Bankverbindung: Missionszentrale Vallendar, Liga Bank eG. IBAN DE10 7509 0300 0000 0589 20
BIC GENODEF1M05