08.02.2019

Die Freuden des Winters

Sr. M. Jean Frisk, Waukesha, Wisconsin, USA

Es ist Winter in Waukesha, Wisconsin!

Sechs Zentimeter Schnee schimmern weich auf dem noch grünen Gras – etwas Ungewöhnliches für uns zu dieser Jahreszeit. Der Schnee liegt leicht auf unseren noch grünen Wiesen, und obwohl die Wildgänse noch da sind, ist es so still.

In der vergangenen Woche hatten wir unerwarteten Besuch im Provinzhaus. Die Nachbarn unserer Schwestern in Lamar, Texas, hatten beschlossen, uns zu überraschen. Es sollte ihr Winterurlaub sein mit dem ursprünglichen Plan, in die Colorado-Berge zu fahren, um Schnee zu erleben. Stattdessen beschlossen sie, die zehn Schwestern zu besuchen, die wegen des Hurrikans Harvey von Texas nach USA umgesiedelt waren, und dort auf Schnee zu hoffen. Das Ehepaar hatte seinen siebenjährigen Enkel mitgebracht. Ihr Versprechen für die Reise war Schnee. Doch je weiter sie nach Norden fuhren – kein Schnee, kein Schnee! Endlich, südlich von Milwaukee – Schnee!

Es ist nicht so, dass die Texaner keinen Schnee kennen. Zum Beispiel war Lamar am 8. Dezember 2017 schneebedeckt, was wie ein Wunder war. Aber Schnee für länger als einen Tag? Unser kleiner Besucher erlebte all die Freuden und die Möglichkeiten eines Siebenjährigen auf unserem sanften Hügel. Zuerst hatte er den Dreh mit dem Untertassenschlitten noch nicht raus, doch irgendwann rollte er einfach den Hügel hinunter und machte sich nichts daraus, völlig im Schnee unterzugehen!

Eine Erinnerung an unseren Gründer, Pater Kentenich, kam mir dazu heute in den Sinn: Er stand in unserem noch unvollendeten Heiligtum hier auf dem Grundstück in Waukesha. Ich stand weiter links hinter ihm und konnte ihn einfach beobachten. Er blickte aus der Fensteröffnung in der Seitenwand des Heiligtums. Er betete laut Gebete, die er in Dachau geschrieben hatte – wie eine Litanei. Als die Gebete beendet waren, schaute er noch eine Weile aus dem Fenster, dann drehte er sich um und sprach mit uns. Ich erinnere ich mich nicht mehr genau an seine Worte nach so vielen Jahren, aber er kommentierte die Schönheit dieses Landes. Es erinnere ihn an Schönstatt in Deutschland. Dann sagte er: „Unsere Schwestern werden hier glücklich sein!“

Heute können wir sagen, wenn wir die Schönheit des Januar-Schnees betrachten, in der Perspektive eines kleinen Jungen, der ihn zum ersten Mal erlebt –

Ja, Vater, wir sind hier glücklich.