„ … das lassen wir uns nicht nehmen!“
Corona macht einen dicken Strich durch den Kalender
Zu Beginn des Jahres sah mein Terminkalender für das Jahr 2020 vielversprechend aus: Gruppentreffen, Frauenkongress, Jubidays, Schulklassentage, Ferienwochen – lauter Veranstaltungen, zu denen ich verschiedene Mitschwestern begleiten sollte, um Praxiserfahrung für die Arbeit in der Schönstattbewegung zu sammeln. Ich freute mich auf Begegnungen mit Mädchen, jungen Frauen, Familien und Pilgern, auf Besuche in verschiedenen Schönstatt-Zentren Deutschlands und auf die Zusammenarbeit mit meinen Mitschwestern. Doch dann machte Corona auch mir einen dicken Strich durch den Kalender. Eine Veranstaltung nach der anderen wurde abgesagt oder verschoben, und plötzlich sah meine Einarbeitungszeit viel mehr interne und theoretische Elemente vor, als ich mir zunächst vorgestellt hatte.
Als in den vergangenen Wochen nach und nach Lockerungen in den Diözesen erlassen wurden, konnte auch wieder an die ersten Präsenzveranstaltungen gedacht werden. Was im Bereich der Erwachsenenbildung oder mit jungen Erwachsenen einfacher umzusetzen ist, stellt für Kinder schon eine größere Herausforderung dar. Und dennoch:
Unter dem Motto: „… das lassen wir uns nicht nehmen!“
konnten am 8., 9. und 11. Juli am Schönstattzentrum in Dietershausen-Künzell drei „MJF-Sommer-Tage“ für Mädchen von 8-13 Jahren stattfinden. Knapp 30 Mädchen wollten sich die Zeit miteinander für Spiel und Gebet, Gruppenstunden, Bastelangebote und Begegnungen im und rund ums Heiligtum nicht nehmen lassen!
Schwester M. Kerstin Ruh ist Jugendschwester im Bistum Fulda. Gemeinsam mit ihr und elf Trägerinnen konnten wir diesen Corona-angepassten Ersatz für die beliebten Ferienwochen, die jeden Sommer an vielen Schönstatt-Zentren stattfinden, durchführen. Wegen der Auflagen und Vorsichtsmaßnahmen konnten die Mädchen zwar nicht vor Ort übernachten, und der „Schwimmnudel-Abstand“ und die strengen Hygienevorschriften forderte uns zu kreativen Lösungen mit den Spielen und Angeboten heraus. Doch von all dem ließen wir uns die Freude nicht nehmen!
Mit Detektiv Heiko machten wir uns auf die Suche nach der verloren gegangenen Krone. An jedem Tag gab es neue Herausforderungen zu bewältigen, und der schusselige Detektiv verlor öfter mal seinen Koffer oder sein Notizbuch, worin sich wichtige Hinweise für die nächsten Stationen der Suche befanden. Gemeinsam reisten wir mit „MJF-Airlines“ nach Ecuador, Brasilien und zuletzt nach Schweden, wo es jeweils landestypisches Essen und passende Kreativangebote gab. Natürlich durften auch Gruppenstunden nicht fehlen, in denen sich die Mädchen z.B. darüber austauschten, wie sie aus dem Glauben Herausforderungen angehen können und woraus sie Mut schöpfen, wenn etwas nicht gelingt. Bis auf Regen am ersten Tag, bei dem wir in große Zelte ausweichen konnten, waren wir mit sonnigem Wetter beschenkt und konnten uns im Freien rund ums Heiligtum aufhalten, das in allen drei Ländern unserer „Weltreise“ immer unsere Mitte war.
„Maria vom Zettelwald“
Ein besonderes Highlight war, dass in einer kleinen Heiligtums-Zeit die Mädchen mit Post-it-Zetteln ihren Lieblingsplatz und/ oder ihr Lieblingssymbol im Heiligtum mit ihrem Namen markieren konnten. Die eindeutigen Favoriten der Kinder waren das Bild der Gottesmutter und ihre Krone. Die Zettel blieben die ganzen Tage über an ihrem Platz, und „Maria vom Zettelwald“, wie ein Pfarrer sie an einem morgendlichen Gottesdienst spontan nannte, faszinierte und erfreute nicht nur die Mädchen, sondern auch so manchen Besucher, der tagsüber zum Schönstatt-Heiligtum kam. Ein weiteres Highlight waren die „Schwedenstühle“, die die Mädchen mit der Hilfe der Trägerinnen selbst zusammenbauen und anmalen konnten – ein ganz besonderes Mitbringsel aus ihrem Besuch in Schweden.
als Gemeinschaft lebendige Krone der Gottesmutter
Die Tage endeten mit einem bunt gestalteten Abschlussgottesdienst vor dem Heiligtum, bei dem noch einmal Detektiv Heiko und die Pilotin auftraten und den Koffer öffnen. Darin befand sich ein Brief von Pater Kentenich, der Detektiv Heiko mit der Suche nach der Krone beauftragt hatte. Die Mädchen erkannten, dass sie die materielle Krone auf ihrer Reise nicht finden konnten, aber dass sie selber, jede einzelne und sie als Gemeinschaft die lebendige Krone der Gottesmutter sind! Jedes Mädchen ist in seiner Einzigartigkeit wertvoll, liebenswert und ein echtes Königskind! Als Christen tragen wir auf unserer Stirn eine geheime, unsichtbare Krone, die von unserer Würde als getaufte Gotteskinder spricht. Als Erinnerung an die MJF-Sommer-Tage, vor allem aber an ihre Königswürde, erhielten die Mädchen am Ende eine Haarklammer mit einem kleinen Krönchen und ein Puzzleteil. Als wir das Puzzle zusammensetzten, war das Bild erkennbar, auf dem stand: „Ihr seid meine lebendige Krone!“
Am Lagerfeuer mit Würstchen und Marshmallows gestalteten die Mädchen zum Abschluss mit eigenen Beiträgen einen bunten Abend, bis nach und nach die Eltern kamen, um ihre Kinder wieder abzuholen. Am Ende tanzten wir noch einmal den „Flugtanz“ und dann hieß es, Abschied nehmen von Detektiv Heiko und den anderen Mädchen.
Es war für mich eine wertvolle Erfahrung, diese Tage mit den Mädchen zu verbringen. Besonders beeindruckt hat mich, mit wie viel Freude und Eifer die Trägerinnen engagiert waren, den Mädchen eine schöne und bereichernde Zeit und frohe Gemeinschaftserlebnisse inmitten der Corona-Pandemie zu bereiten. Ich habe mich auch gefreut, zu erleben, dass die MJF und das Schönstattzentrum in Dietershausen für viele Mädchen eine Heimat sind, wo sie tragende Gemeinschaft erleben und in ihrem Glauben gestärkt werden.
Der Schutzmantel der Gottesmutter als wirksames Schutzkonzept
Den Schutzmantel der Gottesmutter haben wir in diesen Tagen als wirksames Schutzkonzept erlebt. Mit kluger Vorsicht und festem Vertrauen waren wir uns deshalb sicher: Schönstatt und die MJF, das lassen wir uns nicht nehmen!
Das war ein sehr geglückter Termin in meinem Kalender.