– viele Ereignisse, viele Wagnisse, viel Segen!
In diesem Jahr feiern nicht nur zahlreiche Heiligtümer in Deutschland ein Jubiläum, wir Schönstätter Marienschwestern gedenken auch der Gründung zweier Niederlassungen im norddeutschen Raum im Jahr 1940: in Wilhelmshaven und in Neuenkirchen/Oldenburg
Seit dem 14. September 1940 gibt es Schönstätter Marienschwestern in der Nordseestadt
Wilhelmshaven in Niedersachsen
In der Chronik lesen wir:
„Am 15. September 1940 sandte die Gottesmutter vom kleinen Heiligtum aus (gemeint ist das Urheiligtum) drei Schwestern in das Diasporagebiet an der Nordsee – Wilhelmshaven. Bei der feierlichen Einführung in St. Willehad wurde unter anderem gebetet: ‚Mutter, so nimm denn diese Gemeinde und wirke in ihr Wunder der Gnade, dies sei Dein Gebiet …‘
Es war wirklich ein weites Gebiet, das die Siedlungen Voslapp und Fedderwardergroden umfasste, die etwa 20 000 Menschen aufnehmen sollten … Immer mehr von der Existenznot getriebene und durch die Rüstungsarbeit bei der Werft dienstverpflichtete Menschen aus allen Gegenden Deutschlands suchten mit ihren Familien eine neue Heimat in diesen Siedlungen.“
Pater Kentenich selbst schenkte den Schwestern ihr Filialideal
„Unsere Schwestern kommen nun unmittelbar an die Nordsee. Es ist dort eine neue Welt am werden. Möge die Filiale allen ein Leuchtturm, ein ‚Maris Stella‘ werden …“
– historische Bilder –
Schwester M. Stella Zelke, seit 2016 Oberin der Filiale in Wilhelmshaven, gibt einige Blitzlichter aus der neuesten Zeit:
Als ich vor vier Jahren nach Wilhelmshaven versetzt wurde, ging ich mit einer gewissen Neugier dorthin. Ich kam ja aus der ehemaligen DDR nun in den „Westen“ bzw. in den Norden unseres deutschen Vaterlandes. Was würde mich da wohl erwarten?
Die Kirche ist hier, wie in vielen Teilen Deutschlands, von der Neuordnung der Gemeinden und der Diasporasituation geprägt.
Ein besonderes Erlebnis war für mich der Abschied von Schwester M. Giselind, die nach 32 Jahren Wilhelmshaven verließ. Sie hatte als Pastoralreferentin im Lauf dieser langen Zeit viele Generationen im Glauben unterwiesen. Zahlreiche Aktivitäten gehörten zu ihrem Arbeitskreis: Frauengruppe, Schönstattkreis, Gehörlosenseelsorge, Begegnungen mit vielen Gruppen und Menschen. Ihr Abschied ist geprägt von Hoffnung: „Schwester M. Stella macht zwar vieles anders, aber sie macht es gut und kommt bei den Menschen gut an!“
Am 15. April 2018 bereitete die Gemeinde ihr einen unvergesslichen Abschiedsgottesdienst.
Kürzlich, als ich die Straße überqueren wollte, hielt ein Auto, eine Frau drehte die Scheibe herunter und sagte: „Schwester, es ist so schön, dass Sie noch bei uns sind!“ Ich kannte diese Frau nicht. Offensichtlich meinte sie nicht mich persönlich, sondern uns Schwestern.
„Hallo, Schwester!“
so ruft mir ein Kindergarten-Kind auf der Straße zu. Meine ältere Mitschwester und ich dürfen immer wieder erleben, dass viele Menschen sich mit uns verbunden wissen: durch Kontakte beim Einkaufen, durch Erzählen ihrer Sorgen und Anliegen, durch mein Wirken in der Kindertagesstätte, in Altenheimen, im Pastoralteam. Es ist schön, dass die Gottesmutter in ihrem Pilgerheiligtum und auch durch uns hier „Heimsuchungswege“ geht. Wir danken unseren Schwestern, die uns den Weg bereitet haben, und freuen uns, dass auch wir hier weiterwirken dürfen.
Neuenkirchen im Oldenburger Land
Am 15. Oktober 1940 wurden während einer heiligen Messe im Urheiligtum die ersten drei Marienschwestern von Pater Kentenich ins Oldenburger Land ausgesandt. In dem kurzen Vortrag zu dieser Filialgründung wies Pater Kentenich auf folgendes hin:
Wir sind von der Gottesmutter von Schönstatt ausgesandt,
sind ihre Kinder und ihre Werkzeuge. Wir sollen Mütter des Volkes werden. Wenn wir der Schönstattwelt treu bleiben, wird Oldenburg durch uns gesegnet werden.
– Schwestern der Filiale Neuenkirchen im Jahr 1953 –
Im Lauf der Jahre wuchs die Filiale. Die Schwestern prägten das Bild der Pfarrgemeinde St. Bonifatius, wo sie viele Aufgaben wahrnahmen. Große Pläne hatte die MTA mit ihnen:
Bei einer großartigen Sache von Anfang an dabei
Seit 1946 wurden Planungen konkreter, in Neuenkirchen ein Fachkrankenhaus für Psychotherapie und psychosomatische Medizin zu bauen, die Clemens-August-Klinik, für die Schwestern zur Mitarbeit gesucht wurden. Die Verantwortlichen nahmen Kontakt zu Pater Josef Kentenich auf und baten um Schönstätter Marienschwestern für Aufgabengebiete in der neuen Klinik. Dieser erklärte sich grundsätzlich mit diesem wagemutigen Schritt einverstanden. Die Leitung der norddeutschen Provinz setzte daraufhin diesen besonderen Neuanfang.
Der Himmel segnete spürbar
Mit vielen Wagnissen und Ungewissheiten haben sich die Schwestern auf diesen Neubeginn eingelassen. In der Festschrift zum 50-Jahr-Jubiläum der Clemens-August-Klinik heißt es von den Schwestern:
„Mit jugendlichem Schwung gingen sie ans Werk. Weder das notdürftige Wohnquartier in der alten Volksschule im Dorf noch die harten Kriegsnöte konnten ihren Tatendrang hemmen. Dass für sie nicht einmal Betten zur Verfügung standen, sondern nur provisorische Liegen und ärmliche Wolldecken, nahmen sie mit selbstverständlicher Gelassenheit hin. Das einfache Leben der Schwestern und die selbstverständlich gebrachten Verzichte und Entbehrungen segnete der Himmel spürbar mit dem Erfolg ihrer Arbeit. (Quelle: Festschrift 50 Jahre Clemens-August-Stiftung 2003)
Schwester M. Sandra Michely, Verantwortliche der Filiale, gibt einen kleinen Einblick in das Heute:
„Aktuell sind wir jetzt sieben Schwestern plus eine Mitschwester, die als Externe beim Schönstatt-Heiligtum in Meppen lebt und wirkt.
Wir stehen auf dem Fundament der Schwestern, die hier begonnen haben. Wie sie erleben auch wir uns von unserem Gründer, Pater Josef Kentenich, gesandt.“
Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes – mit Maria
Unsere Aufgaben haben ihren Schwerpunkt im sozialen und religiösen Bereich: im Kreativtreff, dem großen Freizeitangebot für die Patienten/-innen oder in der Bibliothek, in der Gestaltung der Gottesdienste, in der Sorge für Schmuck und Dekoration in unserer Kapelle und Sakristeidienst, auch in der Begleitung der Menschen im Seniorenheim im Dorf.
In der Art und Weise unserer menschlichen Zuwendung in unseren Tätigkeitsbereichen wollen wir die Liebe Gottes und die Nähe der Gottesmutter konkret werden lassen in der wertschätzenden, respektvollen, achtsamen und verantwortungsvollen Begegnung mit den Menschen.
Gemeinsam
gehen wir durch die gegenwärtig sehr bewegte Zeit, müssen uns, z. T. 80-jährig, an das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung gewöhnen und auf das Einhalten der Hygieneregeln achten. Das alles hindert uns aber nicht, soviel wie möglich für die Patienten der Klinik da zu sein. Auch zur Pfarrgemeinde und den Menschen im Dorf und zu den Schönstatt-Müttern pflegen wir – wenn immer möglich – gute Kontakte.
Dankbar schauen wir zurück auf 80 Jahre Wirken hier in Neuenkirchen.