„Lot uis es kieken, wat hier löpp!“
– Lass uns mal schauen, was hier so los ist! –
50 Jahre Verkündigungskirche in der Schönstatt-Au, Borken
Es ist ein ganz gewöhnlicher Dienstag um 18:00 Uhr. Die Schönstätter Marienschwestern haben eingeladen zu einem Pontifikalamt zum Abschluss des Marienmonats Mai. Außerdem soll an diesem Tag das Goldene Jubiläum der Kirchweihe gefeiert werden.
Ob da jemand kommt? Kurz nach 17:00 Uhr treffen die ersten Gottesdienstbesucher ein, um einen guten Platz sicherzustellen. Es ist die erste größere Feier seit zwei Jahren, in denen coronabedingt manches abgesagt werden musste. Die Gäste sind sehr dankbar, dass sie kommen dürfen und bald sind sogar die zusätzlichen Stuhlreihen besetzt.
Weihbischof Dr. Christoph Hegge aus Münster steht der Feier vor. Mit ihm ziehen Pfarrer Andreas Hagemann, der Diözesanpräses der Schönstattfamilie Münster und Diakon Klaus Tebrügge aus Bocholt, der ebenfalls zur Schönstattbewegung gehört, zum feierlichen Gottesdienst ein. Vorweg gehen die Bannerträger und Ministranten. Zur festlichen Gestaltung tragen Mitglieder des Borkener Blasorkesters, der Organist Stefan Lemanski und eine kleine Schwesternschola bei.
„Jetzt ist die Zeit, ein Fest zu feiern!“
So heißt es in der Hinführung, denn es ist Zeit, Gott zu loben und ihm zu danken für das goldene Jubiläum der Kirche und für 31 gesegnete Maientage.
Schwester Marisa Spickers, Provinzoberin, schlägt in ihren Begrüßungsworten die Brücke zu dem Ereignis vor 50 Jahren. Am 1. Juli 1972 wurde die neuerbaute Verkündigungskirche durch Bischof Heinrich Tenhumberg, dem damaligen Diözesanbischof von Münster und Vorsitzenden des Generalpräsidiums des Schönstattwerkes, eingeweiht. Er deutete das Geschehen und sagte, wir empfinden „dieses Gotteshaus als ein aufgerichtetes Zeichen für die bleibende Gegenwart Gottes unter den Menschen.“ Und der Bischof gab allen Anwesenden den Hinweis: „Seine besondere Gegenwart in dieser Welt wird sichtbar im Zeugnis der Christen, in ihrem Wort und ihrer Tat.“
Wir durften in den vergangenen 50 Jahren erfahren, wie sich dieses Wort verwirklicht hat. So weist Schwester Marisa darauf hin:
„Unsere Schönstatt-Au mit Heiligtum ist seither ein Zentrum für Schulungen, Besinnung und Erneuerung geworden, sowohl für Erwachsene wie auch für junge Menschen. Gemeinsam mit der Schönstattbewegung dürfen wir von hier aus viele Impulse in unsere Umgebung setzen. Sie werden heute wichtiger denn je und Maria ist vom Schönstattheiligtum aus als Mutter und Erzieherin tätig. In der heutigen Zeit erleben wir ihre Wirksamkeit stark in allen Sorgen und Bedrängnissen, vor allem auch um den Frieden in Europa und der ganzen Welt.“
„Seht, ich mache alles neu.“
In seiner Predigt knüpft Weihbischof Hegge an die Lesung von der Kirchweihliturgie an, die von der Wohnung Gottes unter den Menschen spricht.
Wörtlich sagt der Weihbischof dann: „Was hier in der Schönstatt-Au lebendig ist, das ist eben dieses Zelt, diese eine sich ereignende Berührung mit dem Gott, der in unserer Mitte wohnt, wahrhaft, mit dem Gott, der bei uns ist, mit dem lebendigen Christus, der alles neu macht.“
Dann wird er ganz konkret im Blick auf die Zeit, in der wir stehen: „Das ist die große Herausforderung, wie Kirche und Ortskirche in die Zukunft geht. ‚Seht, ich mache alles neu!‘ Darf er das mit uns, wie bei Maria?“, so fragt Weihbischof Hegge und meint weiter: „Von Herzen her brennende Christinnen und Christen kennen kein Verfallsdatum, sie bleiben im Geist, in der Liebe, in der Freude und im inneren Frieden ewig jung und erzeugen in ihrer Umgebung eine Atmosphäre des liebevollen Miteinanders, in der die höhere Lebensqualität des christlichen Miteinanders spürbar und erlebbar wird … Wie Maria ganz aufmerksam sehen, und suchen, wo Gott wohnt. Gott machen lassen, Gott alles neu, Gott alles anders machen lassen, denn für Gott ist nichts unmöglich. Das ist die Einladung am heutigen Tag, die von der Gottesmutter ausgeht, die wir mitnehmen können über den Maimonat hinaus, die wir mitnehmen können über dieses Jubiläum hinaus …“
Das wird auch gleich ganz praktisch. Zum Abschluss dieser Festmesse ziehen alle in Prozession zum Schönstattheiligtum. Im Zeichen von Rosen werden Dank und Bitten zur Gottesmutter gebracht und das Liebesbündnis erneuert. Begleitet von den Blasinstrumenten klingt es aus dankbaren Herzen: „Großer Gott, wir loben dich …“.
Begegnung und Austausch
Alle Gäste sind eingeladen zur Begegnung und einem kleinen Abendimbiss. Eine kleine Bilderschau zeugt von der Baugeschichte, der Grundsteinlegung und der Einweihung der Kirche. Da wird staunend geschaut und sich gern ausgetauscht. Auch Zeitzeugen melden sich, die den Bau miterlebt haben und bei der Einweihung dabei waren.
„Lot uis es kieken, wat hier löpp!“
Dieser Satz im Münsterländer Platt heißt so viel wie: “Lass uns mal schauen, was hier so los ist!“
Diese Aufforderung bekam ein damals junges Mädchen von ihrer Mutter. Sie hatten aus der Ferne gesehen, dass in der Schönstatt-Au so einiges am Werden ist. Deshalb sind sie zur Einweihung gekommen und „hängengeblieben“. So erzählt die Frau begeistert, die auch das Jubiläum nicht verpassen wollte. Unzählige Male war sie in den 50 Jahren zu Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Verkündigungskirche. „Beim 100. sind wir auch dabei!“, sagt nicht nur sie beim Verabschieden.