Mario Hiriart
Wie Maria, lebendiger Kelch, Träger Christi
Biographische Notizen
* 23. Juli 1931 in Santiago/Chile,
† 15. Juli 1964 in Milwaukee, USA.
Mario war Mitgründer der männlichen Schönstattjugend in Chile, studierte Ingenieurwissenschaft.
1957 trat er in das Säkularinstitut der Schönstätter Marienbrüder in Brasilien ein. Als Marienbruder war Mario Dozent an der Ingenieurfakultät der Universität in Santiago und Mitarbeiter in der männlichen Schönstattjugend in Chile.
Sein Seligsprechungsprozess wurde am
20. Oktober 1998 in Santiago/Chile eröffnet, am
2. September 2004 dort abgeschlossen, und am
8. September 2004 wurden die Akten in Rom übergeben.
Spirituelles Profil
Mario fand in Santiago zur Schönstatt-Mannesjugend, er erlebte P. J. Kentenich dort in den Jahren 1947 – 1952. Das blieb jedoch zunächst für den eher phlegmatisch erscheinenden Jungen ohne tieferen Eindruck. Mario bringt das in späteren Jahren in einem Brief an P. J. Kentenich freimütig zum Ausdruck.
Was er in Vorträgen und Exerzitien und in der Gruppenarbeit vom Gründer Schönstatts und seiner Geistigkeit aufgenommen hatte, ruhte zunächst wie ein Samenkorn in der Erde, entfaltete sich dann langsam, unsichtbar, prozesshaft. Sein weiter Horizont im Denken suchte jedoch nach dem gottgewollten Weg für seine persönliche Zukunft. Als christlicher Bauingenieur wollte er die Welt mit gestalten. Das Ideal der „Harmonie von Natur und Gnade“ war das Ziel seiner Suche nach einer laikalen Heiligkeit inmitten der Welt. „Ich will eine personifizierte Begegnung zwischen Himmel und Erde sein!“ formulierte Mario.
Nach seinem Diplom als Ingenieur und nach einer unerwiderten großen Liebe, wurde ihm sein Weg immer deutlicher. „Jeden Tag verstehe ich klarer, dass das einzige, was mich vollständig erfüllen kann, die Ganzhingabe an die übernatürliche Welt ist, das Apostolat und der Einsatz für die Bewegung“ (14.3.1955).
Mario duldete keine halben Entscheidungen, keinen Kompromiss.
So ging er den nächsten Schritt und entschied sich als erster junger Mann aus Lateinamerika für die Gemeinschaft der Schönstätter Marienbrüder. Seine Hingabe legte er im Heiligtum von Bellavista, Chile, der Gottesmutter in einem Weihegebet in die Hände.
Er kommentierte im Tagebuch: „Deswegen, Madrecita, habe ich entschieden, zu dir mit einem sehr einfachen Gebet zu kommen. Das Gebet des Lebensangebotes von Josef Engling, eingeleitet durch mein Persönliches Ideal und abgeschlossen durch den Satz, den P. J. Kentenich mir auf ein Bild von dir geschrieben hat, als ich ihn um seine Unterschrift bat. Wenn ich mich nicht falsch erinnere, war das während seines letzten Aufenthaltes in Chile, Pfingsten 1952: ‚Ego crucifixus sum mundo, et mundo mihi crucifixus est. Mors sola!‘ “ (Ich bin der Welt gekreuzigt und die Welt ist mir gekreuzigt – Allein der Tod!) (1955).
In den drei Jahren der Stille und Formung beim Heiligtum in Santa Maria, Brasilien, erarbeitete er sich gründlich die Spiritualität Schönstatts und wuchs tief hinein in die übernatürliche Welt. Die Formulierung seines Persönlichen Ideals fand seine Abrundung: „Wie Maria, lebendiger Kelch, Träger Christi.“
Beziehung zu Pater Josef Kentenich
In einem ausführlichen Brief nach USA gab er dem Gründer Rechenschaft über den Weg seiner Berufung. Er schrieb von seinen Überlegungen, Überzeugungen und Planungen. Mit der Gründlichkeit seines analytischen Denkens war er zu der Überzeugung gelangt: die vollkommene Hingabe und Preisgabe seines Lebens in der jungfräulichen Nachfolge Christi, wie Maria, ist der Weg, seine Sendung als Laie zur Gestaltung der Welt und für die Gemeinschaft der Schönstätter Marienbrüder in Lateinamerika radikal zu erfüllen. Er schenkte sich erneut in einer Weihe der Gottesmutter.
Es war der zehnte Jahrestag des 31. Mai 1949, der für Schönstatt in seinem Heimatland Chile von so großer Bedeutung geworden war. Im Taborheiligtum von Santa Maria, Brasilien, bittet er die Gottesmutter in bewusster Anlehnung an das Weihegebet Josef Englings: „Madrecita querida, ich bitte dich, wenn es mit deinen Plänen übereinstimmt, gib mir nicht die Gelegenheit für materielle Erfolge auf dieser Welt, auch nicht im Dienst deiner geliebten Marienbrüderfamilie, sondern führe mich zur vollkommenen Verwirklichung meines Persönlichen Ideals im Himmel, um dort Vertreter unserer Familie zu sein. … Für alle diese Anliegen, Madrecita mia, bitte ich dich noch einmal, verfüge vollkommen über mein Leben und meinen Tod, und wenn es sich ein bisschen mit deinen Plänen vereinbaren lässt, wähle für mich das letztere …“ (1959).
Ein solches Angebot nahm Gott ernst.
Mario setzte neben seiner anspruchsvollen Berufsarbeit an der Universität alle Kraft ein für die Studenten- und Akademikerbewegung in der Schönstatt-Bewegung in Chile – ohne Rücksicht auf seine sich zunehmend verschlechternde Gesundheit. Seine große Sehnsucht, einmal das Urheiligtum in Schönstatt besuchen zu können, rückte 1964 in greifbare Nähe, als er die Erlaubnis erhielt, in Schönstatt an einer Schulungszeit seiner Gemeinschaft teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin wollte er in Milwaukee den Gründer besuchen. Lange Zeit hatte er intensiv Deutsch gelernt, damit eine Unterhaltung ungehindert möglich würde.
Nach mannigfachen Schwierigkeiten stand schließlich die Abreise bevor. Trotz großer gesundheitlicher Probleme, die endlich in Londrina, Brasilien, als Magentumor diagnostiziert wurden, setzte Mario seine Reise nach Milwaukee fort. Er ahnte, dass er nicht mehr lange Zeit haben würde. Für den Ingenieur, der zeitlebens selber geplant hatte, nahm nun Gott die Planung seines Lebens in die Hand.
Am 29. Mai begegnete Mario dort erstmals P. J. Kentenich; zwei Tage später hatte er ein längeres Gespräch mit dem Gründer und in den folgenden Tagen noch einige kürzere Begegnungen. Am 31. Mai waren es fünf Jahre seit seiner Weihe an die Gottesmutter. Damals hatte er zur Vorbereitung im Tagebuch notiert:
„… Liebesbündnis mit dem Vater der Familie. Und jetzt, wo sich der 31.5. nähert, denke ich, dass sich in diesem Liebesbündnis mit dem Vater und Gründer Tag für Tag ausdrücken muss: ‚Lasst uns nach Milwaukee gehen und unser Leben für ihn hingeben.‘ “ (1959).
„Seit meiner Jugend habe ich den Wunsch, im Christusalter zu sterben.“
Diese Bitte sollte sich nun buchstäblich erfüllen. Mario begab sich zur Operation ins Krankenhaus. Man konnte ihm nicht mehr helfen, die Gottesmutter nahm sein Angebot an. Auf diese Nachricht von seinem Zustand reagierte Mario sehr ruhig und meinte mit einem Lächeln: „Interessant, interessant … Seit meiner Jugend habe ich den Wunsch, im Christusalter zu sterben.“ Mario stand wenige Tage vor seinem 33. Geburtstag.
Am 14. Juli besuchte P. J. Kentenich ihn überraschend im Krankenhaus, wo sie noch einige Zeit allein miteinander sprechen konnten. Das war für Mario eine überwältigende Freude. Auch P. J. Kentenich war von diesem Besuch ganz ergriffen und wiederholte mehrmals, dass es doch etwas Großes um einen Menschen sei, der die Ganzhingabe so bewusst, so froh, so vollkommen lebe wie Mario. „Zum Leben gehört Talent, zum Sterben Gnade“, fügte er hinzu. Aus dem Gespräch mit seinem geistlichen Vater griff Mario die Anregung auf, sein Leben aufzuopfern in drei Intentionen: dass Schönstatt das Herz der Kirche würde, die Marienschwestern das Herz der Frauenbewegung, und die Marienbrüder das Herz der Männerbewegung würden. Am folgenden Tag, dem 15. Juli 1964, starb Mario und wurde zunächst auf dem Friedhof in Milwaukee beigesetzt.
In der folgenden Zeit führte P. J. Kentenich öfter Besucher auf diesen Friedhof und bemerkte dazu:
„Wollen Sie das Grab eines Heiligen sehen?“
Heute befindet sich dieses Grab hinter dem Heiligtum von Bellavista, Chile, wie Mario es sich bereits Jahre zuvor von der Gottesmutter erbeten hatte.